Große Verdienste, eigenwillige Ansichten

von Redaktion

Früherer FIS-Präsident Kasper verstorben

München – Der langjährige Ski-Weltverbandspräsident Gian Franco Kasper ist tot. Wie die FIS am Samstag verkündete, verstarb der Schweizer am Freitag im Alter von 77 Jahren. Nähere Umstände seines Todes wurden nicht mitgeteilt. Kasper war erst im vergangenen Juni vom schwedisch-britischen Geschäftsmann Johan Eliasch als FIS-Präsident abgelöst worden. 23 Jahre lang hatte er dieses Amt inne, als vierter FIS-Chef überhaupt. Kasper hatte schon an dem wegen Corona virtuell durchgeführten FIS-Kongress Anfang Juni nicht teilgenommen. Er hatte sich zu diesem Zeitpunkt wegen Atemproblemen in einem Krankenhaus behandeln lassen, das er laut FIS bis zu seinem Tod nicht mehr verließ.

Gian Franco Kasper gehörte jahrzehntelang zu den bedeutenden Sportpolitikern. In der FIS war er zunächst 23 Jahre lang Generalsekretär und stieg 1998 zum Präsidenten auf. Es folgten weitere 23 Jahre unter seiner Ägide. Auch auf der olympischen Bühne mischte Kasper mit. 18 Jahre war er IOC-Mitglied.

„Für die gesamte Olympische Bewegung und für mich war Gian Franco Kasper die Verkörperung des modernen Skisports. Seine Leistungen gehen weit über seinen Sport und seinen eigenen Verband hinaus“, erklärte IOC-Präsident Thomas Bach: „Mit den Reformen und Anpassungen in den vergangenen Jahren unter seiner Führung hat er auch die Olympischen Winterspiele verändert. Bei all dem war er immer authentisch. Nichts ist authentischer als Erfolg, und die Olympische Bewegung hat von Gian Franco Kaspers Erfolg sehr profitiert.“

Kasper sprach meistens eine klare Sprache und eckte auch gerne damit an. So behauptete er, für den „sogenannten Klimawandel“ gebe es keine Beweise. Im Februar 2019 sorgte Kasper für Aufsehen, als er eine fragwürdige These zu künftigen Gastgebern Olympischer Winterspiele aufstellte. Deren Zukunft sah er in erster Linie in Diktaturen. Diese könnten „solche Veranstaltungen mit links durchführen, die müssen nicht das Volk befragen“, hatte er in einem Interview erklärt. Und weiter: „Es ist nun einmal so, dass es für uns in Diktaturen einfacher ist. Vom Geschäftlichen her sage ich: Ich will nur noch in Diktaturen gehen, ich will mich nicht mit Umweltschützern herumstreiten.“

Mit dieser eigenwilligen Aussage hatte sich der streitbare Schweizer viel Kritik eingehandelt. Auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) distanzierte sich von seinem Ehrenmitglied, das Kasper seit 2018 war. Später erklärte er, er sei missverstanden worden.  sid

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