Das frühe Ausscheiden der deutschen Mannschaft aus der EM wurde von der Fußball-Öffentlichkeit mit frustrierter Gleichgültigkeit hingenommen, zum letzten Wochenende des Turniers ging die Erregungskurve, den DFB betreffend, aber steil nach oben. Eine Nachricht, die schon fester ist als ein Gerücht und die aus der Frankfurter Verbandszentrale gar nicht wegdementiert wird, lautet: Der DFB steht in Verhandlungen mit Qatar Airways über einen großen Sponsoringvertrag. Die Kommentare fielen eindeutig aus: Nicht auch das noch, DFB. Die jahrelange Verbindung mit der in der Corona-Krise taumelnden Lufthansa hat sich aufgelöst, und deren „Siegerflieger“ hat die Nationalmannschaft eh schon länger nicht mehr in Anspruch genommen. Dass der DFB sich nach einem neuen Carrier umsieht, ist legitim, dass er mit seiner Auswahl, die unter Hansi Flick einen sportlichen Neustart verspricht, ein attraktives Ziel darstellt, ist absehbar. Sogar, dass die Fluglinie aus Katar, die die Werbetafeln bei FIFA und UEFA erobert hat, ein Angebot unterbreiten wird. Doch dass der DFB sich ernsthaft davon locken lässt, spricht in keinem Punkt für ihn.
Wenn die Nationalmannschaft 2021 etwas Gutes geleistet hat, dann war es, wie sie sich gesellschaftlich positionierte. Mit Regenbogen-Kapitänsbinde, Goretzka-Liebesgruß und solidarischem Kniefall bei der EM, vor allem aber – und hier geht ex explizit um die Lage in Katar – mit „Human Rights“-Aktionen bei den WM-Qualifikationsspielen im März. Das kam aus der Mannschaft, für die Bayern-Spieler, deren Arbeitgeber mit Qatar Airways geschäftlich verbunden und lobbyistisch tätig ist (wie Ehrenpräsident Uli Hoeneß am Sonntag im „Doppelpass“), dürfte es heikel gewesen sein, sich der Stellungnahme anzuschließen. Das Engagement der Nationalmannschaft gibt der DFB aber der Lächerlichkeit preis, wenn er geneigt ist, das Geld aus Doha anzunehmen. Er fällt seinen Spielern in den Rücken. Unter den Umständen, die der DFB über seine A-Mannschaft in diesem Jahr geschaffen hat, ist eine Partnerschaft mit einem Staatsunternehmen aus Katar nicht vermittelbar. Zur WM hinkommen wird er auch ohne Vertrag. Der DFB unterhält ein eigenes Reisebüro. Eine reguläre Buchung Frankfurt – Doha sollte gelingen. GÜNTER KLEIN