UEFA als Verlierer

Unterhaltsame EM mit Schattenseiten

von Redaktion

JONAS AUSTERMANN

Das war’s. Die EURO 2020, ausgetragen im Jahr 2021, ist seit Sonntagabend Geschichte. Was bleibt, sind Erinnerungen an teils mitreißenden Fußball, einige große sportliche Überraschungen (wie Dänemark, Schweiz, Tschechien) und emotionsgeladene Stadien. So weit die positiven Dinge. Was aber eben auch bleibt, sind pickepackevolle Arenen zu einer Zeit, in der sich die hochansteckende Delta-Variante des Coronavirus in Europa immer weiter ausbreitete.

Zu allem Überfluss ließ die UEFA das Turnier in elf verschiedenen Ländern austragen. Was einst als charmante Idee zur Symbolisierung der europäischen Einheit durchgegangen sein mag, geriet in Pandemie-Zeiten zu einem Himmelfahrtskommando. Munter reisten die Fans – kann man es ihnen verdenken? – über den Kontinent, verteilten freudig ihre Aerosole, sammelten nicht mehr nachzuverfolgende Kontakte. Vom fatalen Signal in Sachen Umweltschutz ganz zu schweigen, wenn Teams für ihre Gruppenspiele von Baku nach Rom nach Baku fliegen müssen.

Der UEFA dürfte eine derartige Mängelliste vollkommen wurscht sein, Hauptsache die Kasse klingelt. Der europäische Verband hat einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er für Geld nun wirklich alles tut. Dazu gehört auch, seine Prinzipien vollends aufzugeben. Um Ungarns Regierungschef Viktor Orban, der eine klare Ablehnung gegen Homosexuelle hegt, bloß nicht zu sehr zu verstimmen, durfte die Münchner Arena zum Deutschland-Spiel gegen Ungarn nicht in den Regenbogenfarben erstrahlen. Ein klassisches Eigentor!

Die UEFA-Funktionäre zeigten sich auch bei der EM 2021, pardon bei der EURO 2020, von ihrer unangenehmsten Seite. Überraschen darf das keinen mehr. Der Fußball an sich aber hat gefühlt wieder Boden gutgemacht. Das Turnier hat viele begeistert – auch solche, die die Bundesliga weniger interessiert. So bleibt neben allen Mankos folgende halbwegs beruhigende Erkenntnis: Egal, was die hohen Herren in ihren Hinterzimmern künftig noch aushecken mögen, die Schönheit des Spiels und der Emotionen strahlt darüber hinweg. Noch ist das so – die Winter-WM 2022 in Katar wird einen neuen Anlauf nehmen, den Fußball vom Sockel der gesellschaftlichen Akzeptanz zu stoßen. Ausgang ungewiss…

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