München – Er ist mittlerweile fast schon ein Basketball-Abenteurer. Derzeit ist Dirk Bauermann Chefcoach der tunesischen Nationalmannschaft, mit der er in diesen Tagen ein Turnier in Jordanien bestreitet. Doch natürlich hat der Ex-Bundestrainer auch den großen Sport im Blick.
Das olympische Turnier läuft. Weckt das Erinnerungen an ihre Spiele 2008 in Peking?
Total. Olympia ist einfach ein Erlebnis, das in einer sportlichen Karriere mit nichts zu vergleichen ist. Der Einmarsch der Nationen, die Wettkämpfe, der Besuch bei anderen Wettkämpfen, die Begegnungen mit anderen Sportlern. Das ist eine einzigartige Intensität.
Für die deutsche Mannschaft hat das Turnier nicht schlecht begonnen. Am Ende stand doch eine Niederlage gegen Italien. Erfahrungssache?
Man muss natürlich auch sagen, dass es wahnsinnig schwer ist, mit zwei Highlights in so kurzer Zeit klarzukommen. Die Qualifikation ist gerade drei Wochen her. Jetzt das Turnier. Das hat die Mannschaft ohnehin gut gemacht. Sie hat mit der Euphorie der Qualifikation gespielt. Da ist ein enormer Mannschaftsgeist spürbar, das hat Spaß gemacht, zuzuschauen. Aber am Ende hast du dann fünf Minuten, wo der Ball nicht in den Korb will. Und dafür ist bei den Italienern zu viel Qualität, mit Spielern wie Galliani oder Melli. Und dann verlierst du so ein Spiel halt mal. Das ist aber auch kein Beinbruch.
Gegen Nigeria und Australien wird es allerdings nicht leichter.
Oh nein, vor allem Australien hat seine große Qualität ja schon gezeigt. Das ist eine erfahrene, starke Mannschaft. Auch Nigeria hat neun Spieler dabei, die im vergangenen Jahr noch NBA gespielt haben, sie spielen auch wie in der NBA. Aber ich glaube, dass die deutsche Mannschaft als das bessere Team, mit der besseren Defensive der Favorit ist. Und auch gegen Australien ist mit diesen Qualitäten viel möglich.
Auch ohne Topspieler wie Dennis Schröder, Maxi Kleber, Daniel Theis oder Paul Zipser?
Basketball ist keine Mathematik. Es ist nicht einmal gesagt, dass die Mannschaft sich mit diesen Spielern überhaupt qualifiziert hätte. Ich finde aber auch, man sollte nur über die Leute reden, die da sind. Und die machen das ganz toll. Was mich für den deutschen Basketball sehr freut – das ist wichtig, nach 13 Jahren mal wieder dabei zu sein. Es freut mich aber auch ganz besonders für einen Spieler wie Robin (Benzing, Anm.d.Red.), der es zweimal vergeblich versucht hat. Jetzt hat es endlich geklappt.
Eine große Überraschung war die Auftaktniederlage der USA gegen Frankreich. Rückt der Welt-Basketball zusammen?
Mit Sicherheit. Aber ehrlich gesagt: Mich hat das überhaupt nicht überrascht. Die Amerikaner haben so gespielt, wie sie schon in der Vorbereitung gespielt haben. Sehr beliebig, sehr lustlos, als würden sie das alles nicht ernst nehmen. Und das musst du gegen Teams wie Frankreich und auch Slowenien mit Luka Doncic. Aber das Talent der Amis ist so groß. Sie werden sich finden und am Ende das Turnier gewinnen.
Interview: Patrick Reichelt