Die Trikotsünde des Designers: Adler Sturzflug

von Redaktion

GLOSSE

VON GÜNTER KLEIN

Pflichtsatz für alle deutschen Fußballer – na? Richtig: „Es ist mein Traum, einmal mit dem Adler auf der Brust zu spielen.“ Für den Fußballer, der es in die Olympia-Nationalmannschaft geschafft hat, erfüllt sich diese klassische Vorstellung nicht. Denn das Trikot, das die Kuntz-Kicker in Japan tragen, muss ohne das Bundeswappen auskommen. Über dem Herzen steht „Team D“, darunter sind die fünf Ringe. Gemein! Denn Handballer und Hockeyspieler haben einen Adler bekommen. Auch auf der Bekleidung für Rudern, Rad und Triathlon ist er untergebracht. Links, mittig, rechts. Immer halbwegs dezent.

Was man von den Turnern nicht behaupten kann. Bei denen sind die Trikots so gestaltet, dass Lukas Dauser und Co. sagen können: „Ich habe immer davon geträumt, den Adler auf der Brust, über dem Solarplexus, dem Sixpack, dem Bauch und den Adduktoren zu tragen“ – so überdimensioniert ist das Geflügel. Für die Trikots der Turner ist Erima zuständig und der diensthabende Designer entweder Ornithologe oder größter Deutschlandfan aller Zeiten – oder er hat eine Wette verloren. Das Outfit der Turn-Frauen übrigens: Adler zierlich auf dem linken Ärmel. Ginge doch.

Der Turn-Riesenadler indes: Sieht nicht würdig aus, sondern gerupft. Und verleitet zu fiesen Kommentaren. Bei unfreiwilligem Abgang vom Gerät: Adler Sturzflug.

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