Skandaltrainer Salazar lebenslang gesperrt

von Redaktion

Sexuelles und emotionales Fehlverhalten – Auch Klosterhalfen gehörte Nike Oregon Project an

München – Das US-amerikanische „SafeSport“-Zentrum hat den Leichtathletik-Trainer Alberto Salazar wegen sexuellen und emotionalen Fehlverhaltens lebenslang gesperrt. Der 62-Jährige hat nun zehn Tage Zeit, um gegen diese Entscheidung vom Montag Berufung einzulegen. In seiner Datenbank für Disziplinarvorfälle hat der US-Leichtathletik-Verband USATF Salazars Status bereits aktualisiert. „Keinerlei Form von Missbrauch wird in unserem Sport jemals toleriert werden, und wir werden die emotionale und physische Sicherheit der Athleten über alles andere stellen“, erklärte der Verband. 2019 hatten mehrere Läuferinnen aus Salazars Trainingsgruppe wie Mary Cain, Kara Goucher und Amy Yoder Begley den Vorwurf erhoben, von ihm emotional und körperlich missbraucht worden zu sein. Der US-Coach leitete viele Jahre das heftig umstrittene Nike Oregon Project für Leichtathleten, dem auch die deutsche Langstreckenläuferin Konstanze Klosterhalfen angehörte. Die 24-Jährige zeigte gewaltige Leistungssprünge, pulverisierte ihre persönlichen Bestzeiten und stellte den fast 30 Jahre alten deutschen Rekord über die 10 000 Meter ein.

Auch Großbritanniens Lauf-Superstar Mo Farah trainierte von 2011 bis 2017 unter Salazar. Farah gewann bei den Olympischen Spielen 2012 in London und 2016 in Rio jeweils Gold über die 5000 m und 10 000 m.

Im Oktober 2019 wurde das Projekt schließlich beendet. Salazar war ohnehin schon für vier Jahre gesperrt. Während kein Athlet, der unter ihm trainiert hatte, jemals positiv auf eine verbotene Substanz getestet wurde, stellte die amerikanische Anti-Doping-Agentur Usada fest, dass Salazar Dopingkontrollen manipuliert und mit verbotenen Mitteln, einschließlich Testosteron, gehandelt habe. Der gebürtige Kubaner bestritt die Anschuldigungen und legte Einspruch beim Internationalen Sportgerichtshof ein. Der Cas hat noch keine Entscheidung getroffen.

Klosterhalfen konnte damals nachweisen, nicht gegen irgendwelche Anti-Doping-Regeln verstoßen zu haben. Sie trainiert weiterhin auf dem Campus in Portland und wird von Salazars Assistenten Pete Julian gecoacht.

In Tokio wird die gebürtige Bonnerin nur über die 10 000  m an den Start gehen. „Koko“ musste aufgrund eines Belastungssyndroms im Becken längere Zeit das Training pausieren und tritt nun nicht in Bestform an. Eine Medaille erscheint unwahrscheinlich. Der Weltrekord über die 10 000 m wurde erst von Sifan Hassan (29:06,82), dann von Letesenbet Gidey (29:01,03) gedrückt. „Das Weltniveau hat sich verändert, es ist krass, was da vorne im Moment abgeht“, sagt Klosterhalfen, „aber es sind Meisterschaften, und da weiß man nie, was passiert.“  dpa

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