München – Die Schwimm-Wettbewerbe sind traditionell einer der Höhepunkte der ersten Olympia-Woche. Ein Rückblick auf die Highlights des gestrigen Tages und ein Ausblick.
Das deutsche Langstrecken-Paar: Am Dienstag ging Florian Wellbrock erstmals an den Start. Und er setzte ein Ausrufezeichen, stellte im Vorlauf über 800 Meter Freistil einen neuen deutschen Rekord auf. Der Doppel-Weltmeister verbesserte in 7:41,77 Minuten seine Bestmarke um anderthalb Sekunden. Schneller als der Magdeburger war nur Michailo Romantschuk (Ukraine). „Ich habe wahnsinnig lange auf diese Wettkämpfe gewartet, die anderen durften alle schon ran, und ich saß hier nur auf heißen Kohlen“, sagte der gebürtige Bremer: „Ich wollte relativ souverän ins Finale schwimmen und im Finale noch eine gute Bahn haben.“ Köhlers Verlobte Sarah Köhler stand am Mittwochmorgen im Finale über 1500 Meter Freistil.
Der enttäuschte Ex-Weltmeister: Rang 20 in den Vorläufen – Brust-Spezialist Marco Koch erlebte eine Riesenenttäuschung. Die Karriere-Fortsetzung ließ er offen. Auf die Frage, ob er nach einem Urlaub wisse, ob es weitergeht, sagte der 31-Jährige: „Ja, mal gucken, wie es weitergeht.“
Die amerikanische Überraschungssiegerin: Lydia Jacoby (17) kommt aus Seward/Alaska – und dort kennt sie fast jeder. Denn das Dorf hat nur 2600 Einwohner. 100 davon hatten sich zum Public Viewing eingefunden und feierten Jacobys Überraschungs-Gold über 100 Meter Brust. „Viele Schwimmer mit großem Namen kommen aus großen, leistungsstarken Vereinen“, sagte Jacoby. „Dass ich aus einem kleinen Verein komme, in einem Staat mit einer so kleinen Bevölkerung, zeigt wirklich jedem, dass man es schaffen kann, egal, woher man kommt.“ 732 000 Menschen leben in dem Bundesstaat, wo es nur ein 50-Meter-Becken gibt. Jacoby ist die erste Schwimmerin aus Alaska, die Olympia-Gold gewinnen konnte.
Der Brite aus der Quarantäne: Als Tom Dean im Januar zu Hause in Selbstisolation saß, erschien ihm eine Goldmedaille „eine Million Meilen weit weg“. Der britische Schwimmer hatte sich zum zweiten Mal innerhalb von fünf Monaten mit Corona infiziert. „Das war sehr ungewöhnlich“, sagte der 21-Jährige. Zweimal hatte der viermalige Staffel-Europameister jeweils drei Wochen mit seinem Training aussetzen müssen. „Das war ganz schön brutal. Beim zweiten Mal hat es mich heftiger erwischt, ich war zehn Tage richtig krank.“ Ein halbes Jahr später ist Dean Olympiasieger über 200 Meter Freistil.
Der ausgeflippte Trainer: Dean Boxall ist einer der Stars der Wettbewerbe – dabei ist er „nur“ Trainer. Aber die Bilder, wie er nach dem Gold-Triumph seines Schützlings Ariarne Titmus über 400 m Freistil vor US-Superstar Katie Ledecky ausflippte, gingen um die Welt. Dabei verstieß er gegen das Corona-Protokoll: „Ich muss mich eigentlich entschuldigen, weil ich meine Maske abgerissen habe und sie zerrissen ist. Ich bin in dem Moment einfach durchgedreht.“