Rassismus-Skandal in Tokio

Es gibt nur eine Konsequenz

von Redaktion

VON DANIEL MÜKSCH

Manchmal bedarf es selbst beim größten Randsport-Festival der Welt eines Vergleichs mit dem allmächtigen Fußball. Man stelle sich vor: Bundestrainer Hansi Flick treibt einen verteidigenden Leon Goretzka an der Seitenlinie in einem Länderspiel gegen Algerien oder Eritrea mit den Worten an: „Hol dir die Kameltreiber!“ Nicht einmal. Sondern zweimal. Gut hörbar über die Außenmikrofone. Flicks Bundestrainer-Karriere wäre jäh beendet – zu Recht.

Und das muss auch für die Karriere von Patrick Moster als Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer gelten. Der 54-Jährige ist nicht mehr tragbar. Die gern in diesen Situationen als Entschuldigung verwendete Floskel „in der Hitze des Gefechts“ stößt hier an ihre Grenzen. Eine solche herabwürdigende Äußerung darf keinen Platz im Sport haben, will er Werte wie Toleranz, Respekt und Fairplay nicht nur als Feigenblatt vor sich hertragen.

Kurz vor den Olympischen Spielen brach die deutsche Fußball-Auswahl ein Testspiel gegen Honduras ab, nachdem der deutsche Nationalspieler Jordan Torunarigha von einem Gegenspieler rassistisch beleidigt wurde. Ebenfalls zu Recht.

Patrick Moster ist kein Athlet in den Zwanzigern, bei denen der Körper meist schneller reift als die Persönlichkeit. Sondern ein Funktionär mit Vorbildfunktion für die ihm anvertrauten Sportler.

Nun tritt der frühere Radrennfahrer die Heimreise an. Einen Tag zu spät, aber immerhin. Der DOSB muss sich die Frage gefallen lassen, ob er inhaltlich wirklich hinter dem Abzug des Funktionärs steht oder sich nicht eher dem öffentlichen Druck gebeugt hat. Bezeichnenderweise war es der von Moster angetriebene Nikias Arndt, der zuerst klar Stellung gegen seinen Sportdirektor über die sozialen Medien bezog. Lange bevor die deutsche Delegation das Verhalten ihres Mitglieds verurteilte.

Mit seiner Entgleisung hat sich Patrick Moster als untauglich für das Amt beim BDR entlarvt. Und muss von seiner Aufgabe gänzlich entbunden werden.

Wer die Doppelmoral der Verbände (IOC, UEFA, FIFA …) anprangert, darf im eigenen Haus nicht vor harten Konsequenzen zurückschrecken.

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