„La La Land“ – olympischer Moment

von Redaktion

GLOSSE

VON GÜNTER KLEIN

„La La Land“ war ein Kinofilm, dem nach Erscheinen 2016 die Preise hinterhergeschmissen wurden. Über 200, darunter sechs Oscars und zwei Grammys. Die Menschen stürmten in die Kinos – wo sie dann einschliefen. Im Jahr 2019 schließlich auch bei der Free-TV-Premiere – denn einen langweiligeren, belangloseren, kitschigeren Film dürfte es kaum jemals gegeben haben.

Doch nun: Ich möchte den Film gewiss nicht noch einmal sehen, doch den Titelsong als sechs Minuten langen Klingelton auf dem Handy haben. Das eingehende Telefonat würde ich erst nach Verklingen der Melodie annehmen und mich hineinträumen in die Dressurkür von Jessica von Bredow-Werndl und Dalera zur Musik von: eben „La La Land“.

Hier das Geständnis: Fußball- und Eishockeymensch hat sich schockverliebt in eine Darbietung aus dem höheren Pferdesport, den er bislang nur über Josef-Neckermann-, Dr.-Reiner-Klimke-auf-Ahlerich-Witze und Wisst-ihr-noch-Klaus-Balkenhol-in-Polizeiuniform-Erinnerungen wahrgenommen hatte. Jessica und Dalera in Tokio waren das schönste Fernsehsporterlebnis seit Aljona Savchenko und Bruno Massot mit ihrer „Tierre de siecle“-Eislaufkür bei Olympia 2018. Ebenfalls Gold. Und alle andächtig vor dem Fernseher. Frauen und Männer auf dem gemeinsamen Sport-Nenner. Das kommt nur alle heilige Jahre vor. Wir priesen sogar die farbliche Ebenmäßigkeit von Vorder- und Hinterläufen bei Dalera.

Dressur ist wie Eiskunstlauf, nur ohne Stürze. Und die Reiterin ist zum Pferd danach freundlicher als die Eisläuferin zum Partner, wenn der einen Wurf versemmelt hat.

Isabell Werth und Bella Rose waren auch super. Aber sie tanzten zum totgespielten Götterfunken von Beethoven. Hat das einen Oscar wie „La La Land“?

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