Tokio – Ein paar Tage zu Hause entspannen, in den Urlaub fahren und einfach mal das Handy abschalten: So plant DFB-Trainer Stefan Kuntz die Wochen nach dem vorzeitigen Olympia-Aus der deutschen Fußballer. Erst dann – irgendwann – will er sich Gedanken über seine berufliche Zukunft machen. „Wenn ich jetzt nach dem Spiel sofort was zu meiner Zukunft sagen könnte, wäre ich nicht bei dem Spiel gewesen“, antwortete der 58-Jährige auf die Frage, ob die Partie gegen die Elfenbeinküste (1:1) seine letzte als DFB-Trainer gewesen sei. Der Saarländer, der beim Deutschen Fußball-Bund noch einen Vertrag bis 2023 hat, lässt seine Zukunft als U21-Coach weiter offen.
Seit Wochen wird über Kuntz spekuliert. Galt er zunächst als Mitfavorit auf den Bundestrainer-Posten, handelten ihn russische Medien zuletzt als Coach der „Sbornaja“. „Also ist das wirklich so?“, hakte ein Journalist zu Beginn der Olympischen Spiele nach. Doch auch hier hielt sich Kuntz bedeckt: erst einmal alles in Ruhe sacken lassen. Wenig später ernannte der russische Fußballverband Waleri Karpin zum neuen Nationaltrainer.
Deutschlands Olympia-Fußballer halten einen Verbleib des Trainers beim DFB für nicht sicher. „Falls es das letzte Spiel von Stefan Kuntz war, ist es bitter. Er hat uns zu einer Einheit geformt“, sagte Abwehrspieler Jordan Torunarigha nach dem Olympia-Aus.
Hinter Kuntz liegt ein kräftezehrender Sommer mit zwei großen Turnieren. Im Juni hatte er mit der U21 noch den EM-Titel geholt, schon rund einen Monat später ging es nach Japan. Dazwischen war er als Experte für die ARD bei der EM im Einsatz. Die Strapazen waren dem 58-Jährigen nach dem Spiel gegen die Elfenbeinküste deutlich anzumerken.
Zusätzlich setzten Kuntz die Corona-Restriktionen während Olympia zu. „Wir waren kaserniert, eingesperrt, durften nicht auf die Straße gehen. Wir durften nur nach langem Hin und Her einen Balkon mal öffnen lassen“, monierte der Coach. Nun bekannte Kuntz: „Mein Körper gibt deutliche Signale, dass er an der Grenze ist. Ich fahre jetzt vielleicht mal zwei Wochen weg, schalte das Handy aus.“ sid/dpa