Berlin – Die Fans quetschen sich Richtung Absperrgitter, die Handys sind gezückt. Alle wollen ein Foto mit ihm ergattern. Doch nach dem Spiel badet dort unten am Spielfeldrand nicht etwa ein Bundesliga-Star in der Menge. Nein, es ist Nader El-Jindaoui. Offensivspieler beim Regionalligisten Berliner AK – und auf Instagram und Youtube eine kleine Berühmtheit.
Und seine knapp eine Million Follower sorgen in der Regionalliga Nordost gerade dafür, dass die Tribünen im Poststadion voller als sonst sind. Rund 2000 Zuschauer fanden den Weg zu den bisherigen Heimspielen. Die meisten davon wollen vor allem den 24-Jährigen sehen.
„Leider durfte ich nur 700 Karten verkaufen“, sagte der 24-Jährige nach dem Auftakt gegen Carl Zeiss Jena. Immerhin konnten El-Jindaouis Fans an diesem Tag seinen Siegtreffer bejubeln. „Wir haben den Aufriss schon ein Jahr. Es ist mit ihm klar besprochen, welche Aufgabe er hier hat“, sagt Trainer Andre Meyer: „Er ist hier nicht der Youtube-Star, sondern ein einfacher Fußballer.“
Einer, der allerdings mit rund 994 000 Followern zumindest auf Instagram mehr Fans als so mancher Bundesligaverein auf der Plattform hat. Auch auf Youtube folgen 800 000 Abonnenten El-Jindaoui und seiner Frau Louisa.
Die Fans sind bei allem dabei: Umzug, Urlaub, Geburtstagsfeiern, Louisas Schwangerschaft und natürlich darf auch der Fußball nicht zu kurz kommen.
„Als Fußballer möchtest du immer ganz nach oben. Fußball ist Leidenschaft“, erzählte El-Jindaoui. Der Weg dahin endete bislang jedoch immer in der Regionalliga. In Berlin-Kreuzberg geboren, zieht er im Alter von vier Jahren nach Wedding. „Es war nicht immer leicht dort“, berichtet er in einem seiner Videos.
Mit zwölf fing er mit dem Fußball an, u.a. lief er für die zweiten Mannschaften von Greuther Fürth und Fortuna Düsseldorf auf, setzte sich jedoch nicht durch. Immer wieder sei ihm das Verletzungspech in die Quere gekommen, sagt El-Jindaoui: „Ich habe mit dem Gedanken gespielt aufzuhören, doch dann kam ein Berliner Verein.“
Für den spielt er nun seit 2020 und schoss bislang vier Tore in 15 Partien. Die Spiele werden anschließend natürlich standesgemäß in Insta-Storys und auf Youtube verarbeitet. Zusammenschnitte von Dribblings, Zweikämpfen und Toren, mal mit dramatischer Musik, mal mit schnellen Tönen, die an Gameboyspiele erinnern.
Alles für die Follower, von denen wohl auch bei den nächsten Spielen wieder etliche auf den Tribünen sitzen werden. Den Berliner AK wird es freuen. sid