Der DFB kann nicht aus seiner Haut. Er will alles mit Symbolkraft verbinden, deshalb hat er die Präsentation von Hansi Flick in die „Trainerlounge“ seines entstehenden Campus gelegt, der ein an der Fußballbasis nach wie vor umstrittenes Multimillionenprojekt ist. Der DFB will sich gut dargestellt sehen, darum geht es erst mal mit einem Imagefilm los und mit Fragen der „Instagram-Community“, um zu zeigen, dass man nahe dran ist an den Fans. Und schließlich spricht DFB-Interimspräsident Peter Peters ergriffen von „Aufbruchstimmung“ – als hätten er und seine Präsidiumskollegen nichts damit zu tun, dass sie überhaupt herbei gesehnt werden muss. Der DFB als Verband, dieser schwere Tanker, wird sich nicht wesentlich dadurch verändern, dass Hansi Flick nun wieder an Bord ist.
Dennoch ist es ein Segen, dass an der Spitze der Nationalmannschaft ein Wechsel stattgefunden und der DFB für seine Neuaufstellung im sportlichen Bereich den besten Kandidaten gewonnen hat. Man muss die Nationalmannschaft als eigenständigen Betrieb innerhalb des Verbandes sehen; das Eigenleben des Auswahlteams ist oft kritisiert worden, hatte aber sein Gutes: Die Führung des DFB wurde auf Distanz gehalten. Darum wird der Nationalmannschaft ein Neustart leichter von der Hand gehen als dem Verband, der sein künftiges und glaubwürdiges Personal erst noch finden muss.
Hansi Flicks Vorstellung war – das eingangs erwähnte DFB-typische Brimborium ausgenommen – gut. Es ist ein Glück, einen Trainer bekommen zu haben, von dem man weiß, dass er mit den Spielern und den Verhältnissen auf Anhieb klarkommen wird. Normal sind Trainer mit einer solchen aktuellen Erfolgsliste wie Flick für einen Verband gar nicht greifbar, sondern im Clubkosmos unterwegs, er aber ist ein Sonderfall und bereit, sich in diese neue Aufgabe zu stürzen. Die Begeisterung, mit der Flick als Bundestrainer antritt, ist authentisch und auch bei denen spürbar, die ihm assistieren. Dass er den Stab fast komplett erneuert und mit Mads Buttgereit einen Spezialisten für Standardsituationen aufgetrieben hat, zeigt: Es wurde nicht einfach der Chefkopf ausgetauscht beim DFB-Team, sondern es beginnt, obwohl Flick sich seinem Vorgänger Joachim Löw verbunden fühlt, tatsächlich etwas Neues.
Flick genießt Sympathien, Fans sind versöhnlich – die Nationalmannschaft hat eine Chance. Trotz des DFB.
Guenter.Klein@ovb.net