München – „Wir stehen auf Platz 12 in der FIFA-Weltrangliste. Bald kommt aber eine neue raus“, sagte der neue Bundestrainer Hansi Flick bei seiner Vorstellung am Dienstag dieser Woche. Am Donnerstag wurde die nach den Kontinentalturnieren überarbeitete Fassung veröffentlicht: Die deutsche Nationalmannschaft ist nur noch 17. Auch wenn man die europäischen Teams herausfiltern würde, das Resultat ist ernüchternd: Platz zehn.
Freundlicher sieht die Fünf-Jahres-Wertung der UEFA aus, die sich auf den Clubfußball bezieht und Berechnungsgrundlage dafür ist, wie viele Vereinsmannschaften sich für die mittlerweile drei europäischen Wettbewerbe qualifizieren. Für das höchste Kontingent muss man zu den Top Vier gehören, und das gelingt der Bundesliga. Zwar musste sie Rang drei an Italien abtreten, doch braucht sie um den vierten Platz nicht zu fürchten. Diese Wertung lässt einen Blick in die Zukunft zu. Und der zeigt: Frankreich, die offiziell fünfte „große Liga“ in Europa, wird an einer schwachen Saison 20/21, in der Portugal und die Niederlande deutlich besser waren, noch zu knabbern haben und eher zurückfallen, etwa auf das Niveau von Schottland. Es sei denn, Paris Saint-Germain räumt jetzt wirklich mal ab in der Champions League.
Paris war das große Fußball-Thema in dieser Woche. Der Club, der sich Lionel Messi angelt und ihm 40 Millionen Euro netto im Jahr garantiert. Was so in etwa dem Gehaltsaufwand eines Vereins aus dem unteren Bundesliga-Drittel für seinen kompletten Kader entspricht. PSG beschäftigt ja auch schon die Herren Neymar, Mbappé und di Maria – und eine solche Offensivprominenz hatte nicht mal das „Weiße Ballett“ von Real Madrid zu bieten, als es sich in den Nullerjahren nach und nach Figo, Zidane, Ronaldo (den brasilianischen) und Beckham kaufte und sich „Die Galaktischen“ nannte. Paris haut noch dazu in der Corona-Zeit auf den Putz, wodurch der letzte Beweis erbracht ist: Bezahlen tut die Sause Scheich Nasser Al-Khelaifi aus Katar. Um klassische Finanzierung braucht PSG sich nicht zu sorgen.
Und weil auch die Spitzenclubs in England nicht so wirken, als würde die Corona-Krise sie betreffen, verliert die Bundesliga den Anschluss nach oben. In Deutschland herrscht strengeres Haushalten – zu sehen am schlanken Kader des FC Bayern, der hoffen muss, keine Ausfälle in seiner besten denkbaren Elf zu haben, wenn er in der entscheidenden Phase der Champions League eine Rolle spielen will. Die Münchner sind die einzige verlässliche Größe, die die Bundesliga ins Rennen schicken kann.
Dortmund prallte in der vergangenen Saison an Manchester City ab, RB Leipzig in eigener Hochformphase an einem kriselnden FC Liverpool. Nun wird neben ihnen und den Bayern der VfL Wolfsburg in der Champions League spielen, der – ebenso wie Eintracht Frankfurt, qualifiziert für die Europa League – schwächer geworden zu sein scheint. Union Berlin hat als Siebter die UEFA-Neukreation Conference League erreicht, was der Verein nach zwei Bundesligajahren aufrichtig begeistert feiert – doch Union erlebt nun einen tiefgreifenden Kader-Umbruch, wenn man ihn gerade am wenigsten brauchen kann. Auch in Leverkusen (Europa League) muss man sich unter neuem Trainer erst finden. Die Europa League ist aus deutscher Sicht eh ein Trauerspiel. Letzter Bundesliga-Club im Finale der Europa League? – eine Frage fürs fortgeschrittene Stadium eines Quizabends: Es war Werder Bremen 2009. Da hieß der Wettbewerb noch UEFA-Cup. Letzter deutscher Sieger: Schalke 1997. Werder und die Gelsenkirchener – inzwischen Zweitligisten.
Auch das ist ein Thema vor der neuen Saison: das Verschwinden von Tradition. Und dass die Bundesliga zu viele Standorte hat, an denen zwar solide oder gut gearbeitet wird, die international aber nicht schillern: Mainz, Augsburg, Hoffenheim, Freiburg. Ob die englischen Bier-, Bratwurst- und Bundesliga-Fans, die an Wochenenden in Deutschland einzufliegen pflegen, dorthin wollen?