Kitzbühel/München – Don Jackson kann nicht anders, er ist sogar berühmt dafür: Liegt sein Team kurz vor Schluss zurück, nimmt er den Torwart vom Eis, bringt einen zusätzlichen Feldspieler. Ob mit Düsseldorf, den Eisbären Berlin oder dem EHC München – viele Spiele, einmal sogar ein Playoff-Match um die Deutsche Meisterschaft – hat der US-Amerikaner (64) so schon gerettet. Seine These ist, dass die Spieler in dieser Ausnahmesituation die Aufmerksamkeit noch einmal erhöhen und so achtsam agieren, dass ein Gegentreffer ins eigene leere Netz kaum zu befürchten sei. Jacksons Aufholjagden sind spektakulär, legendär.
Die, die er am Sonntag im Finale des „Red Bull Salute“-Turniers im Sportpark Kitzbühel im Sinn hatte, missglückte jedoch. Ein 3:5 gegen die Bili Tygri Liberec wollte Don Jackson wettmachen und gab Torhüter Daniel Fiessinger den Wink, sich auf die Bank zu begeben. In den verbleibenden drei Minuten schlug der tschechische Gegner aber noch zweimal zu, mit den beiden „empty net goals“ stieg das Endergebnis auf 3:7 (2:2, 1:1, 0:4) aus Münchner Sicht. Schon recht deutlich – fast wie 2018, als der EHC beim damals noch in Garmisch-Partenkirchen ausgetragenen Hausturnier 1:8 gegen Sparta Prag verlor. Die Meistermannschaft war umgebaut worden, und in der Vorbereitung deutete sich an, dass sie Defizite haben könnte, die einem weiteren Titelgewinn im Weg stehen. Und so kam es auch: Meister wurde der EHC seitdem nicht mehr.
2021 ein erneuter Umbruch. In Kitzbühel erzielte München in zwei Spielen sieben Tore – fünf gelangen den Zugängen (Austin Ortega 2, Ben Street, Ben Smith, Jonathan Blum je 1), was ein gutes Zeichen ist. Das schlechte Zeichen indes: der Einbruch gegen Liberec. Der EHC konnte eine 3:2-Führung nicht halten, kassierte ab der 56. Minute vier Treffer, zwei, als er noch mit Torwart spielte, 3:4 und 3:5 ereigneten sich binnen 36 Sekunden. „Es hat einen Bruch in unserem Spiel gegeben“, musste Don Jackson einräumen. Dennoch glaubt er, „dass wir eine super Truppe haben“.
Für die nun zügig der Ernst der Saison beginnt. Am Donnerstag in einer Woche startet der EHC bei Sonderjyske Vojens in Dänemark in die Champions Hockey League, zwei Tage später findet die Nordeuropa-Tour bei Schwedens Überraschungs-Vizemeister Rögle BK in Ängelholm ihre Fortsetzung.
Kann sein, dass Don Jackson bald wieder seinen Torwart vom Eis nehmen muss. GÜNTER KLEIN