Carl Lewis muss sich gedulden

von Redaktion

Malaika Mihambo geht vorerst doch nicht in die USA und peilt nun Rekord an

Oftersheim – Wenigstens kurz konnte Malaika Mihambo den Trubel von Tokio in aller Abgeschiedenheit sacken lassen. In den Vogesen genoss die Weitsprung-Olympiasiegerin drei Tage lang die Ruhe der Berge, ehe sie wieder voll im Rampenlicht stand. Ein Eintrag ins Goldene Buch ihrer Geburtsstadt Heidelberg hier, ein herzlicher Empfang bei ihrem Heimatverein da – und immer wieder präsentierte Mihambo stolz lächelnd ihre Goldmedaille.

Der Olympiasieg fühle sich „immer noch sehr fremd an“, sagte die 27-Jährige, und doch genoss sie den Applaus auf dem Sportplatz des TSV Oftersheim sichtlich. Mit leuchtenden Augen beantwortete sie die Fragen der staunenden Kinder nach dem goldenen Sprung von Tokio und wurde mit Blumensträußen regelrecht überhäuft. „Es ist eine Ehre, so empfangen zu werden“, sagte Mihambo.

Olympiasiegerin, dazu amtierende Welt- und Europameisterin – Mihambo hat alles erreicht, was es im Sport zu erreichen gibt. An Motivation mangelt es ihr dennoch nicht. Sie wolle nun „schauen, wie weit ich meine Grenzen noch verschieben kann“, sagte sie. Etwa auch den deutschen Weitsprung-Rekord von Heike Drechsler angreifen? „Die 7,48 m springt man nicht einfach mal so“, sagte Mihambo, deren Bestleistung bei 7,30 m steht, „vieles muss zusammenkommen“.

Daran tüfteln wird Mihambo weiterhin hauptsächlich in ihrer Heimat und nicht wie eigentlich für Sommer 2020 und dann für diesen Herbst geplant beim früheren Leichtathletik-Superstar Carl Lewis in den USA – was nicht nur an den derzeitigen Corona-Reisebeschränkungen liegt. Mit Weitsprung-Bundestrainer Uli Knapp sei sie „auf einer Wellenlänge“, das Verhältnis wurde in der Vorbereitung auf Tokio noch enger. Deshalb werde sie erstmal „in der Region bleiben“, sagte Mihambo.

Trotzdem wolle sie mit Knapp auch „andere Trainingszentren besuchen und die Welt anschauen“, sagte die Studentin der Umweltwissenschaften. Auch der neunmalige Olympiasieger Lewis in Houston sei als „einer von vielen Bausteinen“ angedacht – sobald es denn überhaupt wieder möglich ist.

Doch Mihambo denkt ohnehin viel lieber kurzfristig, und da stehen für sie im September noch das Diamond-League-Finale im Züricher Letzigrund sowie das ISTAF in Berlin vor 25 000 Fans auf dem Programm. „Danach geht’s in den Urlaub, ein bisschen entspannen“, sagte Mihambo. Schon im Oktober warten wieder das Training – und die Verschiebung ihrer Grenzen.  sid

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