München – Keinen Monat ist es her, dass Dr. Maximilian Pelka seine Arbeit als Teampsychologe des FC Bayern aufgenommen hat – und schon ist der 33-Jährige bei Leroy Sané (25) gefordert. Die Pfiffe und der hämische Applaus nach seiner Auswechslung haben dem nominellen Superstar zugesetzt. Sané, der ohnehin als sensibler Typ gilt, beschäftigt die Reaktion der Fans nach wie vor.
Cheftrainer Julian Nagelsmann steht in den nächsten Partien vor der Länderspielpause vor der schwierigen Frage: Sané angesichts seiner schwachen Vorstellungen auf der Bank lassen oder sein Selbstbewusstsein mit Einsätzen stärken? Diese Thematik wird Nagelsmann auch mit seinem Teampsychologen diskutieren: Hilft Pelka Sané aus der Krise?
Der Teampsychologe sucht auch auf dem Trainingsplatz immer wieder das Gespräch mit dem Flügelspieler. Es geht Pelka darum, Kontakt zum Spieler aufzubauen. Allerdings muss Sané bereit sein, sich darauf einzulassen. Erst dann kann er sich vertraulich mit Pelka über Geschehnisse im Training oder Spiel unterhalten.
Bei der Entscheidung, einen Mental-Trainer zu installieren, waren auch die Spieler involviert. „Ich habe mich schon in den vergangenen Jahren immer wieder mit unseren Spielern über das Thema Mental-Coach ausgetauscht. Es geht darum, dass wir als Verein besser werden und so die Spieler unterstützen, besser zu werden. Ein Mental-Coach ist ein Angebot, das jeder individuell nutzen kann“, so Sportvorstand Hasan Salihamidzic.
Sané erhält in dieser schwierigen Phase nicht nur Unterstützung vom Teampsychologen, sondern von vielen Seiten. Selbst Köln-Trainer Steffen Baumgart stellt sich hinter ihn, er sagte bei „ran“: „Mich stören einfach die Jungs, die da draußen pfeifen, und wenn man sich die anguckt, dann können die nicht mal drei Meter geradeaus laufen. Mir gefällt das nicht, dass Leute von außen der Meinung sind, sie müssen sich kundtun und Leute auspfeifen und nicht annähernd in der Lage sind, das zu leisten, was der Junge leistet.“ Mitspieler Joshua Kimmich bezeichnete die Aktion als „frech“ und „bitter“. Auch Salihamidzic kritisierte das Verhalten der Fans scharf. „Klar, Leroy hat kein Riesenspiel gemacht. Aber wir erwarten immer, dass die Spieler von unseren Fans unterstützt werden. Wir können nicht einen Einzelnen auspfeifen lassen in der Allianz Arena. Das geht gar nicht“, sagt er und versichert: „Von uns wird Leroy immer geschützt.“
Lediglich Vorstandschef Oliver Kahn bewertete die Fan-Wut gegen Sané etwas kühler: „Ich wurde anfangs auch ausgepfiffen, als ich frisch in München war. Das ist nichts Schönes. Es geht jetzt aber darum, es wegzustecken und zu verarbeiten.“ Es sei die Aufgabe des Clubs, sich um die Spieler zu kümmern. „Was können wir tun, dass Leroy seine Leistung bringen will? Es gehören immer zwei dazu“, stellt Kahn aber auch fest. „Leroy muss das wollen. Wir sind jederzeit bereit, ihm zu helfen.“
Darum schrieb auch Nagelsmann seinem Schützling unmittelbar nach der Köln-Partie eine SMS: „Ich werde ihn jetzt nicht plakativ in den Arm nehmen, sondern will ihm helfen, wieder an sein Top-Level heranzukommen.“ MANUEL BONKE,PHILIPP KESSLER