München – Seit sich Finanz-Geschäftsführer Marc Pfeifer an der Grünwalder Straße eingearbeitet hat, ist kaum ein Tag vergangen, an dem die Sechziger keinen neuen Sponsor verkündet haben. Auch gestern Vormittag landete wieder eine weiß-blaue Frohbotschaft im Mail-Postfach. Künftig werden die Löwen in ihrer VIP-Hütte einen eigens kreierten (und selbstverständlich fair gehandelten) Kaffee ausschenken. „Charakterstark und wohltuend“, wie die Mail überschrieben war. Ob die Mannschaft schon vorab probieren durfte?
Die Leistung beim 3:0 (1:0) gestern Abend gegen Viktoria Köln passte zum edlen Bohnentrunk – in Auszügen zumindest. Sechzig kämpfte und presste, erarbeitete sich bei bestem Kaffeewetter frühe Großchancen durch Mölders (8.) und Lex (20.). Und konnte im Gegensatz zum jüngsten 0:3 in Lautern von Glück reden, dass die Gäste ihre klaren Gelegenheiten allesamt versemmelten. Am spektakulärsten durch Hong, der den Ball nach einem Hiller-Reflex im Nachschuss flach rechts am leeren Löwentor vorbei setzte (25.). Mann des Abends: Richard „Richy“ Neudecker. Ausgerechnet der in dieser Saison bislang so unglücklich wirkende Ideengeber traf in der 40. Minute zur Führung für Sechzig. Nach einem schnellen Gegenstoß durchs zentrale Mittelfeld feuerte Neudecker die Kugel aus 18 Metern mit seinem feinen linken Fuß ins linke Kreuzeck.
„Für Richy war’s wichtig, dass er sich selbst wieder rausgezogen hat“, kommentierte 1860-Trainer Michael Köllner am Magenta-Mikrofon das Leistungscomeback seines Spielgestalters. Die Gäste mussten den wilden ersten Durchgang mit einem Mann weniger beenden. Rossmann hatte nach Fouls an Mölders und Lex kurz vor dem Pausenpfiff Gelb-Rot gesehen. Trotzdem blieb Köln mutig und gefährlich.
Lorch zog aus 25 Metern ab, Hiller konnte die Fackel über die Latte lenken (53.). Und zwei Minuten später stand’s 2:0. Wieder mit Neudecker-Beteiligung. Dessen schnell und flach auf Steinhart gespielter Freistoß überrumpelte die Viktoria-Deckung, den quergelegten Ball versenkte Dressel mit links flach im entfernten Toreck (55.). Mölders, so bemüht wie glücklos, hätte in der 57. Minute den Deckel draufmachen können. Doch nicht an diesem Abend. Kölns Keeper Nicolas parierte sensationell aus vier Metern.
So blieb auch die Schlussphase spannend. Viktoria verpasste durch Lorch und zweimal Phillip den Anschluss, ehe sich die Unterzahl dann doch bemerkbar machte. Biankadi traf nach einer Ecke in Billard-Manier zum 3:0, die Löwen-Fans feierten den zweiten Heimsieg. „Es war wichtig, nach dem Lautern-Spiel mit so einer Willensleistung zurückzukommen“, bilanzierte Trainer Michael Köllner und lobte das „super Angriffspressing“ seines Teams. Trotzdem habe „auch Köln seine Möglichkeiten“ gehabt. Was das für den Samstag heißt, wenn die Löwen zu Topfavorit Eintracht Braunschweig reisen, sollte jedem klar sein. Für weitere Zähler wird eine Defensivleistung wie gestern Abend kaum reichen.
„Wer in Verl 3:0 gewinnt, der hat eine Bombentruppe“, sagte Köllner. „In Braunschweig müssen wir Farbe bekennen“, ergänzte Biankadi. Um im Bild zu bleiben: Drei Bohnen machen noch keinen Kaffee. LUDWIG KRAMMER UND JACOB ALSCHNER