Der Sieg des Torjägers über die Wahrscheinlichkeit

von Redaktion

Dank typischer Trevor-Parkes-Treffer setzt sich der EHC München an die Spitze seiner Champions-League-Gruppe

VON GÜNTER KLEIN

München – Die Champions Hockey League (CHL) liebt Statistikspielereien, sie hat zu dieser Saison eine neue eingeführt, man kennt sie aus dem Fußball: die „expected goals“. Eine Rechnerei, wie viele Tore eine Mannschaft aus erspielten Chancen erzielen müsste. Dabei kommt es darauf an, von wo geschossen wird und unter welchen Umständen.

Doch manchmal weicht die Realität eben von den Berechnungen ab. Trevor Parkes war in der „xG-Tabelle“ nur viertgefährlichster Münchner, seine Szenen ergaben die Wahrscheinlichkeit von 0,18 Toren. Doch der Kanadier erzielte zwei – und war somit der klassische Matchwinner beim 2:1 (0:0, 2:0, 0:1) des EHC München über Schwedens Vizemeister Rögle BK am Samstagabend in der Olympiaeishalle vor den derzeit erlaubten 1057 Zuschauern. Am Ende schmetterte einer von ihnen ein „Trevor, I love you“ durch die Arena.

Parkes’ Treffer in der 29. und 36. Minute waren typische Goalgetter-Tore. Das 1:0 erzielte Parkes, zweimaliger Torschützenkönig in der DEL, im Fallen und mit der Rückhand, zum 2:0 hielt er bei einem Powerplay-Schuss von Verteidiger Zach Redmond die Kelle hin und fälschte den Puck ab.

Am Ende hätte die Partie zur Kopie des Hinspiels werden können. Eine Woche zuvor hatte der EHC im schwedischen Ängelholm 3:2 geführt, in den letzten 20 Sekunden aber zwei Treffer kassiert und folglich 3:4 verloren. Aus einem 1:2-Rückstand versuchte sich Rögle, begleitet von etwa 30 Fans, erneut an einer großen Offensive und stürmte mit einem zusätzlichen Feldspieler. „Uns haben ein bisschen die Power und der Fokus gefehlt“, kommentierte Rögle-Coach Cam Abbott. Es sah allerdings schon hochkarätig aus, was seine Mannschaft auffuhr.

Für den EHC war auch hingebungsvolles Verteidigen angesagt. Leitbild dabei: Konrad Abeltshauser, dessen rechte Gesichtshälfte in der 32. Minute etwas abbekam. Ein Tuch auf die wunde Stelle gedrückt, verschwand Abeltshauser, begleitet von den Sanitätern, in den Katakomben – und kehrte einige Minuten später mit einem Vollvisierhelm zurück. Torhüter Danny Aus den Birken hatte in der letzten Minute des zweiten Drittels seinen großen Auftritt, als zwei Schweden auf ihn zufuhren und er sie durchschaute. „Er hat uns im Spiel gehalten“, lobte Trainer Don Jackson, der leichte Kritik an der Eisqualität anbrachte, Am Ende sei der Puck gesprungen „wie ein Ping-Pong-Ball“.

Vier der sechs Spieltage sind um, die Lage in der Münchner CHL-Gruppe lässt noch offen, welche beiden Teams ins Achtelfinale einziehen. Der EHC hat neun Punkte, Rögle acht, der Schweizer Mister EV Zug sieben. Rögle hat den Vorteil, zweimal gegen den überforderten dänischen Vertreter SomderjskE Vojens (null Punkte, 6:30 Tore) spielen zu dürfen und wird wohl mit 14 Punkten abschließen. Zug und München werden den zweiten Achtelfinalisten ausspielen, die Partien finden im Oktober statt. Dann kann der EHC schon weitaus mehr Publikum einlassen.

Zufrieden mit dem Ambiente in München war der Schweizer Chef der Champions Hockey League, Martin Baumann. Er kam gerade aus Kiew (mit Dombass Donezk beteiligt sich erstmals ein ukrainisches Team), zuvor tourte er durch Schweden und brachte als Eindruck mit; „Eishockey fährt wieder hoch.“ Auch in München.

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