Die Bayern und Nagelsmann

Das Zeug zur Traum-Ehe

von Redaktion

MANUEL BONKE

Als Julian Nagelsmann vor ungefähr zwei Monaten seinen Cheftrainer-Job beim FC Bayern antrat, bekam er einen Wunsch von Ehrenpräsident Uli Hoeneß mit auf den Weg: Der 34-Jährige solle doch bitte wieder für ein familiäreres Klima im Verein sorgen, als es in den vergangenen Jahren der Fall war. Das lässt sich Menschenfänger Nagelsmann nicht zweimal sagen. Also spielt er nach erledigter Arbeit mit seinen Staff-Mitgliedern eine Runde Padel-Tennis oder lässt sich beim traditionellen Mitarbeiter-Volleyball blicken. Nicht weil er es muss, sondern weil er Lust auf zwischenmenschliche Beziehungen abseits der Profi-Blase hat. Und das kommt an – bei Mitarbeitern, Spielern und seinen Vorgesetzten.

Während die Finanz-Elite des europäischen Fußballs um Paris Saint-Germain, Chelsea, Manchester United oder Real Madrid in die neue Königsklassen-Saison holperte, setzte der FC Bayern ein Ausrufezeichen mit dem nie gefährdeten 3:0-Sieg beim FC Barcelona. Nach dem ersten Champions-League-Auftritt haben sich die Münchner gleich in die Mitfavoriten-Rolle im Henkelpott-Wettbewerb gespielt. Auch dank Nagelsmann, der innerhalb kürzester Zeit das uneingeschränkte Vertrauen von Superstars wie Robert Lewandowski oder Thomas Müller gewonnen hat. Die Mannschaft folgt ihm und arbeitet gerne mit Nagelsmann zusammen. Der Trainer hat ein Team geformt. Das ist nicht selbstverständlich – frag nach bei Carlo Ancelotti oder Niko Kovac.

Ein Ablöse-Sockelbetrag von 15 Millionen Euro für einen titellosen Fußballlehrer wie Nagelsmann ist jede Menge Geld, doch bisher sieht es ganz danach aus, als habe sich diese Investition gelohnt. Während die restlichen Top-Clubs noch überlegen, wie sie ihre teuren Superstars in das aktuelle Team integrieren, verlängert in München im Jahr 2021 ein Leistungsträger nach dem anderen: Jamal Musiala ist ein Versprechen auf die Zukunft. Joshua Kimmich und Leon Goretzka sollen die Taktgeber eine weiteren Erfolgsära sein. Nächster Kandidat: Serge Gnabry. Die Zukunft scheint rosig – trotz der Nachwirkungen von Corona. Die Beziehung Nagelsmann/FC Bayern hat das Zeug zur Traum-Ehe.

Doch die heiße Phase beginnt erst im Frühjahr, wenn die K.o.-Duelle in der Königsklasse anstehen. Dann kann es auch für Nagelsmann turbulent werden. Muss es aber nicht.

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