Derbysieg mit einem Lachen

von Redaktion

Münchner 6:3 gegen Straubing – Torpremiere von Varejcka

VON GÜNTER KLEIN

München – Es ist immer ein unvergesslicher Moment im Leben eines Eishockey-Profis: das erste Tor. Es gelang am Sonntag dem 18-jährigen Münchner Stürmer Filip Varejcka im Rahmen des 6:3 (1:0, 1:1, 4:2)-Sieges gegen die Straubing Tigers. Üblich ist es, dass dem Premieren-Schützen der Puck mitgegeben wird, Usus ist jedoch auch der Dank des Debütanten an den Kollegen, der ihm die Scheibe einschussbereit auflegte. In diesem Fall Frank Mauer, der einen wahrhaft kunstvollen Assist zuwege brachte. Varejcka ahnte dann schon, dass von ihm etwas Besonderes erwartet würde: „Dass ich nach dem Spiel dem Franky die Schlittschuhe aufbinde.“ Das gehört in der Kabine einfach dazu: eine (gespielte) Herr-und-Diener-Hierarchie.

Varejcka strahlte jedenfalls übers ganze Gesicht, nachdem ihm in der 37. Minute das 2:1 für den EHC München gelungen war. Ja, Eishockey ist nicht nur der Sport der zerbeulten Mienen, sondern oft auch der heiteren. Der Straubinger Kael Mouillierat hatte wenige Minuten vor Varejcka herzhaft lachen müssen – über sein Tor zum 1:1. Weil es ungewollt eine Slapsticknummer war. Er entwischte nach einem 40-Meter-Präzisionspass von Brandon Manning der Münchner Abwehr, kam ins Straucheln, schaffte es aber, im Fallen und Dahingleiten EHC-Keeper Danny Aus den Birken die Scheibe durch die Schoner zu spitzeln.

Ober- gegen Niederbayern, es war eine intensive Begegnung – aber ohne die Gemeinheiten, die bei diesen brisanten Spielen schon zu sehen waren. Straubing hatte sich allerdings schon am Freitag in einem wilden ersten Drittel gegen den anderen großen Rivalen, den ERC Ingolstadt, emotional ausgetobt, gegen München ging es mehr um die spielerischen Elemente. Der EHC musste eine Viertelstunde auf die 1:0-Führung durch Yasin Ehliz hinarbeiten. Straubing trat im Kasten mit dem Finnen Tomi Karhunen an, den die Münchner noch nicht kannten.

Der EHC hatte deutlich mehr Schüsse, dennoch war Straubing nie aus dem Rennen – auch nicht nach dem dritten Münchner Treffer durch Austin Ortega (45.). Joshua Samanski, einer der interessanten jungen Spieler der Tigers, schoss in der 46. Minute an den Pfosten, Jason Akeson (53.) und Taylor Leier (54.) glichen binnen 34 Sekunden zum 3:3 aus. Den nächsten Schlag setzten aber die Münchner: Bei einem Schlenzer von Altverteidiger Daryl Boyle verdeckten die EHC-Angeifer Tigers-Tormann Karhunen die Sicht – Einschlag zum 4:3 (55.). Ehliz vollendete einen Konter zum 5:3, Ortega traf ins leere Gehäuse zum 6:3-Endstand (60.).

Mit vier Siegen aus vier Spielen thront der EHC München an der Spitze der Deutschen Eishockey Liga – enttäuschend allerdings ist sein Abschneiden im Zuschauer-Ranking. Auch am Sonntagnachmittag und trotz der Derby-Besucher aus Niederbayern blieb der EHC mit 2590 erneut unter der derzeit zulässigen Belegung mit 4100 Besuchern. Die der Corona-Pandemie geschuldete Zurückhaltung gegenüber dem Indoor-Sport mit gesangsbedingter Aerosol-Produktion ist in München noch stärker spürbar als an anderen Standorten der Liga.

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