München – Der EHC München muss diesmal auch unter der Woche antreten: Mittwoch, 19.30 Uhr, bei den Iserlohn Roosters – das ist der Termin. Treffen zweier Teams, die es offensiv mögen: Iserlohn hat in den bisherigen vier Partien 15 Tore geschossen, München gar 18. Mehr hat niemand zu bieten in der Deutschen Eishockey Liga (DEL).
Am Sonntag gewann der EHC sein Derby gegen Straubing 6:3, und Matchwinner war einer, der nicht in München spielen würde, hätte es die Corona-Pandemie nicht gegeben. Austin Ortega (27) hatte andere Pläne – und einen Vertrag bei den Eisbären Berlin. Das war der Status im Sommer 2020.
Der gebürtige Kalifornier hatte es nicht in die NHL geschafft. Am College in Nebraska spielte er mit Jake Guentzel zusammen, scorte in den gleichen Dimensionen wie der Kollege, der heute bei den Pittsburgh Penguins ein Star ist und sechs Millionen Dollar pro Saison verdient. Ortega war mit 1,73 Meter Körpergröße und 79 Kilogramm Gewicht zu zierlich für die Top-Profiliga, selbst in der Farmteam-Liga AHL tat er sich schwer. Darum wechselte er 2018 nach Europa, doch im schwedischen Växjö war das Spiel zu defensiv für ihn. Zum Ende der Saison 2018/19 wechselte er zu den Eisbären Berlin, verbuchte in 13 Spielen 18 Scorerpunkte. Es war klar: Die DEL würde zu ihm passen, 2019/20 bestätigte er es: 52 Partien, 40 Punkte. Dann kam Corona.
Im Lizenzierungsverfahren für 20/21 legte die DEL fest, dass die Clubs Einverständniserklärungen der Spieler über eine Stundung von 25 Prozent des Gehalts einreichen müssten. Bei den Eisbären Berlin unterschrieben alle bis auf einen: Ortega. Dann wollte der Amerikaner eben woanders spielen – für ein reguläres Gehalt. Er einigte sich mit TPS Turku. Doch schon der Einstieg bei den Finnen misslang. Als Ortega Ende Juli in Helsinki landete, verweigerten ihm die Behörden die Einreise – weil er aus dem Corona-Hotspot Kalifornien kam. Ortega musste umgehend heimfliegen. Er fing dann später an bei TPS, kam nicht in Schwung. Nach 16 Matches erneuter Wechsel: zum Red-Bull-Club nach Salzburg. In Österreich lief der Betrieb dank staatlicher Hilfen weiter, Gehaltsverzicht war kein Thema. Von Salzburg aus scorte sich Ortega zurück in die DEL. Zum EHC.
In München sprach man vor allem über Ben Street und Ben Smith als Schlüsseltransfers, Ortega wurde weniger wahrgenommen. Und nun: Smith ist verletzt, Street gut, Ortega spektakulär. Gegen Straubing war er mit zwei Toren und zwei Assists der Mann der Stunde. Er ist der Top-Scorer. GÜNTER KLEIN