Nagelmanns Turbo-Seite

von Redaktion

Durch einen Taktik-Kniff nähern sich Sané und Davies ihren Bestleistungen

VON PHILIPP KESSLER

München – Die Panikmacher sind verstummt. In der Vorbereitung gelang dem FC Bayern unter dem neuen Trainer Julian Nagelsmann (34) kein Sieg. Dass die Münchner damals hauptsächlich mit Nachwuchsspielern und ohne EM-Rückkehrer wie Superstar Robert Lewandowski (33) antreten mussten, „vergaßen“ viele Kritiker.

Experte Lothar Matthäus (60) sah Mitte August sogar noch fünf Bundesliga-Kader besser als den des deutschen Rekordmeisters. Nun ist das alles kein Thema mehr! „Die Maschinerie läuft wieder auf Hochtouren“, schreibt Matthäus in seiner aktuellen Sky-Kolumne, in der er die bisherige Arbeit von Nagelsmann mit Note 1 benotet.

Sieben Siege in acht Pflichtspielen, darunter das 4:1 bei Vizemeister Leipzig und das 3:0 in der Champions League beim FC Barcelona. Dabei 38 Tore erzielt und nur fünf Gegentreffer kassiert. Unter Nagelsmann geht beim FC Bayern wieder die Post ab. Vor allem auf der linken Turbo-Seite. Die machte der Landsberger nämlich durch einen klugen Schachzug wieder so richtig gefährlich.

Einer der Schlüsselspieler: Leroy Sané (25). Der Offensiv-Star wechselte 2020 für eine Ablöse von 45 Millionen Euro von Manchester City zum FC Bayern. Seine Premieren-Saison in München war durchwachsen. Bei der Europameisterschaft im Sommer und auch vor einem Monat beim 3:2 gegen den FC Köln wurde der deutsche Nationalspieler sogar vereinzelt von den eigenen Fans ausgepfiffen.

Bei seiner Auswechslung beim 7:0 am Samstag gegen Bochum erhielt Sané, der zuvor ein Freistoßtor erzielte und einen Treffer vorbereitete, Sonderapplaus von den Rängen der Allianz Arena. Er nähert sich endlich seiner Bestform – auch weil ihn Mitspieler, Trainer-Team und Club-Bosse in der schwierigen Phase unterstützten. Hinzu kommt: Anders als unter Ex-FCB-Coach Hansi Flick (56/Bundestrainer) spielt Sané bei Nagelsmann hauptsächlich auf der linken und nicht auf der rechten Seite, aber nicht klassisch auf dem Flügel.

Die Position passte der flexible Trainer nach der schwachen Leistung von Sané gegen Köln an. Seitdem war der Linksfuß an sieben Treffern beteiligt. Dreimal als Torschütze, viermal als Vorlagengeber. „Leroy hat zum vierten Mal in Folge im Halbraum zwischen Acht und Zehn gespielt. Da hat er unglaubliche Qualitäten“, sagte Nagelsmann nach dem Spiel gegen Bochum. Die Erklärung des Landsbergers, der den begnadeten Fußballer auf Dauer variabel in der Offensive einsetzen möchte, wird durch die Aufzeichnungen der Ballkontakte von Sané am Samstag von Datendienstleister Opta untermauert – siehe Spielfeld-Optik links.

Nagelsmann brachte der Mannschaft bereits in der Vorbereitung sein Prinzip der minimalen Breite näher. Das bedeutet: Die Flügelspieler kleben nicht an der Außenlinie, sondern rücken ein Stück in die Mitte. Eine Philosophie, die nicht nur Sané hilft, seine Stärken besser zu entfalten, sondern gleichzeitig auch Linksverteidiger Alphonso Davies (20) zugute kommt. Durch den einrückenden Sané hat der Kanadier öfter freie Bahn für seine gefürchteten Sprints. In dieser Saison ist Davies, der die fast die komplette Vorbereitung mit einem Außenbandriss im linken Sprunggelenk verpasste, laut Bundesliga-Statistik bisher der schnellste Spieler. Sein Spitzenwert: 36,08 km/h.

Offensiv läuft es nach Leistungsschwankungen in der vergangenen Saison, die für junge Spieler nicht ungewöhnlich sind, wieder deutlich besser. Auch defensiv hat er sich verbessert, kann aber noch dazulernen. Offensiv-Star Serge Gnabry (26) hofft ebenfalls darauf, unter seinem ehemaligen Hoffenheim-Trainer Nagelsmann den nächsten Schritt zu machen. Zuletzt lief es in der Nationalmannschaft und im Verein wieder besser.

Im Training am Dienstag musste er wegen eines grippalen Infekts aber pausieren.

Artikel 1 von 11