München – Vorne hui … Und auch hinten hui. Die Bayern haben sieben von acht Saison-Spielen gewonnen – dabei 38 Tore erzielt und nur fünf Gegentreffer kassiert. In der abgelaufenen Bundesliga-Spielzeit unter Hansi Flick mussten die FCB-Keeper noch 44 Mal hinter sich greifen. So oft wie seit 1995/96 (46) nicht mehr.
Coach Julian Nagelsmann (34) ist es seit seinem Amtsantritt gelungen, endlich auch die wackelige Defensive zu stabilisieren. Im Abwehr-Zentrum hat er mittlerweile sogar die Qual der Wahl. Auch weil es den Verantwortlichen um Sportvorstand Hasan Salihamidzic (44) gelungen ist, die Abgänge der Flick-Innenverteidiger Jerome Boateng (33/Lyon) und David Alaba (29/Real Madrid) zu kompensieren.
Der Transfer von Dayot Upamecano (22), der für eine Ablöse von 42,5 Millionen Euro aus Leipzig nach München wechselte, wurde schon früh eingetütet. Dass ihm wenig später auch sein ehemaliger RB-Trainer Nagelsmann zum FC Bayern folgte, war für ihn positiv. „Ich glaube schon, dass es ein Vorteil ist, dass er mich kennt und weiß, was ich verlange“, meint Nagelsmann. Der Innenverteidiger brauchte kaum Anlaufzeit, kam zuletzt er immer besser in Fahrt. Beim 3:0 zum Champions-League-Auftakt beim FC Barcelona schossen die Katalanen nicht einmal aufs Tor von Manuel Neuer (35). Auch weil Upamecano und seine Abwehr-Kollegen ein super Spiel ablieferten. Die Offensive ist beim Franzosen laut Nagelsmann aber noch ein Punkt, in dem er sich verbessern kann.
Auch Niklas Süle (26) profitiert vom neuen Bayern-Trainer, unter dem er sich in Hoffenheim zum deutschen Nationalspieler entwickelte. Eigentlich galt der Abwehr-Hüne als Verkaufskandidat. Unter Nagelsmann nähert er sich wieder seiner Top-Form, die er vor seinem zweiten Kreuzbandriss im linken Knie aus dem Jahr 2019 aufzuweisen hatte. Sein Bayern-Vertrag läuft im kommenden Sommer aus. Ob die Münchner mit ihm verlängern und ob er bleiben möchte, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.
Bei Lucas Hernandez (25) stellt sich die Zukunftsfrage derzeit nicht. Sein Arbeitspapier ist noch bis 2024 gültig. Nach einer Innenmeniskus-OP im linken Knie im Sommer lieferte der Franzose seit seiner Rückkehr wieder voll ab. Bei seinem ersten Startelf-Einsatz gegen Vizemeister Leipzig (4:1) spielte der Linksfuß in der Innenverteidigung stark. Nach seiner Einwechslung in Barcelona hatte er ebenfalls gute Momente, auch im Spiel nach vorne. Gegen Bochum agierte er wieder von Beginn an. Bayern gewann 7:0. Kein Wunder. Denn seit seinem Wechsel 2019 von Atletico Madrid nach München stand Hernandez in der Bundesliga 30 Mal in der Startelf, verloren hat der FC Bayern nie.
In der Innenverteidigung rotiert Nagelsmann derzeit mit diesen drei Stars. Abwehr-Juwel Tanguy Nianzou (19) hat er in der Hinterhand. Und dann wäre da sogar noch Benjamin Pavard (25). Als Rechtsverteidiger wurde er mit Frankreich 2018 Weltmeister, mit Bayern gewann er das Sextuple. Doch wohler fühlt sich Pavard in der Innenverteidigung – und genau dort möchte der ehemalige Stuttgarter auf lange Sicht auch regelmäßig beim FC Bayern eingesetzt werden. Dafür brauchen die Münchner aber noch einen rechten Verteidiger, der besser als er ist – und Platz im Abwehrzentrum.