Steffen Baumgart in Köln

Dieser Typ macht Hoffnung

von Redaktion

DANIEL MÜKSCH

Wer sich nicht täglich mit dem 1. FC Köln beschäftigt, ist sich nach fünf Bundesliga-Spieltagen und Platz sieben sicher: Der FC muss seinen Kader zu dieser Saison kräftig durcheinander gewirbelt haben. Die Mannschaft spielt einen vollkommen anderen, offensiveren, mutigeren Fußball als noch in der letzten Saison. Um dann festzustellen: Moment mal – da stehen ziemlich viele Profis auf dem Rasen, die in der vorherigen Spielzeit erst in der Relegation gegen Holstein Kiel den Absturz in die zweite Liga verhindern konnten.

Und dennoch liegt der Grund für den Kölner Aufschwung an einem Zugang. Allerdings nicht an der Verpflichtungs eines Spielers, sondern der eines neues Trainers. Seitdem Steffen Baumgart die Geschicke rund um das Geißbockheim leitet, begeistert der Verein nicht mehr nur im Dunstkreis des Doms.

Baumgart hat bereits abgeschriebenen Spielern neues Selbstbewusstsein eingeimpft. Allen voran Anthony Modeste. Der Torjäger war nach seinem Abgang Richtung Dollar-Paradies China 2018 an den Rhein zurückgekehrt, konnte jedoch sportlich nicht an alte Zeiten anknüpfen. Bei den Fans war er unten durch. „War“ – denn unter Baumgart hat der Franzose in fünf Spielen bereits viermal getroffen. Er erinnert wieder an den Modeste aus der Saison 2016/17, in welcher der 33-Jährige 25 Tore markierte. „Ich liebe ihn“, schmachtete Modeste auch gleich in Richtung seines Karriere-Reanimateurs. Und mit dieser Liebesbekundung steht er nicht alleine da.

Unprätentiös und klar in der Sprache ist Baumgart der Gegenentwurf zu vielen seiner Berufsgenossen, die auch gut als Armani-Model oder Regierungssprecher durchgehen könnten. Der FC-Trainer trägt seine lockere Art aber nicht wie ein Werbeschild vor sich her. Er macht zwar klar, dass er nicht zu den so genannten „Laptop-Trainern“gehört, im gleichen Atemzug aber verteidigt er Kollegen, die vermehrt auf technische Hilfsmittel setzen. Er hat verstanden: Als moderner Trainer muss man ein Team um sich herum aufbauen, das alle Anforderungen abdeckt. Dazu gehören Spielanalyse-Experten, die Stunde um Stunde hinter dem Laptop verbringen. Aber das ist nicht seine Stärke. Seine Stärke liegt auf dem Platz. In der Motivation seiner Spieler. Mit Fußballschuhen und Rasengeruch.

So lange die Bundesliga noch solche Typen hervorbringt, müssen wir uns um sie keine großen Sorgen machen.

Daniel.Mueksch@ovb.net

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