München – Mitte der Woche hatte Andrea Trinchieri ja schon angedeutet, dass er kreativ werde sein müssen bei diesem ersten Ernstfall der Saison. Beim tipoff am Sonntag wurde nun klar, was der Trainer der Basketballer des FC Bayern damit gemeint hatte. Corona- und Verletzungspech hatten beträchtliche Schneisen in seinen Kader geschlagen. Ohne acht trat man zum Südgipfel gegen Ulm an. Und dass das Rumpfteam bis in die Verlängerung eine Hand am Sieg hatte, dürfte trotz der 83:86 (75:75, 53:35)-Herzschlagniederlage nicht nur die 3100 Fans im Audi Dome hoffnungsfroh gestimmt haben.
Trinchieri hatte kurzfristig sicherheitshalber auch noch Jugendspieler Mohammed Sillah in seinen Kader geholt um wenigstens zehn Akteure auf den Spielberichtsbogen zu bringen. Das ließ nichts Gutes ahnen für das Duell gegen ein Team, das viele als ernsten Herausforderer der beiden Branchenführer aus München und Berlin sehen.
Doch: Das schwer gerupfte Bayern-Team brauchte nur ein paar Minuten um sich zu sortieren. Und dann zeigte sich, was die Macher des Clubs schon im Vorfeld geahnt hatten: Man hat flexibel einsatzfähige Kräfte.
Und vor allem hat man Ausnahmekönner wie Darrun Hilliard, Augustine Rubit und Deshaun Thomas in den Reihen. Vor allem Hillaird feierte ein eindrucksvolles Debüt in Rot. Der Guard, der im Vorjahr noch bei ZSKA Moskau seine Brötchen verdient hatte, war allgegenwärtig. Gab hinten den zupackenden Verteidiger. Und vorne? Zog er mal im Eiltempo zum Korb, traf mal aus der Distanz – 24 Punkte hatte der US-Amerikaner am Ende zu Buche stehen. Eindrucksvoller kann man kaum zeigen, warum ihn viele als den Go-to-guy dieser Bayern-Saison sehen. Als den Mann eben, dem man den Ball auch dann in die Hand drückt wenn es im Spiel zwickt.
Und trotzdem gaben die, zwischenzeitlich bis auf elf Punkte (50:39) davongezogenen Bayern die Parie gleich zweimal aus der Hand. Denn auch in der Verlängerung hatten die kräftemäßig merklich nachlassenden Münchner nach zwei Dreiern von Deshaun Thomas (20 Punkte) alle Vrteile für sich. Doch die zunehmend bissigeren Ulmer retteten den Auftakterfolg ins Ziel. Und die Bayern? Reisen am Donnerstag nach Tel Aviv. Mit wie vielen Profis? Abwarten.