Reindl: „Ich wurde gezielt diskreditiert“

von Redaktion

Nur den Sitz im IIHF-Council gerettet: Der DEB-Präsident über sein Scheitern

VON GÜNTER KLEIN

St. Petersburg/München – Franz Reindl saß oben auf dem Podium in der zweiten Reihe, vor ihm stand das Schild, das seine Funktion im Eishockey-Weltverband IIHF bezeichnete: Mitglied des Councils. Reindl wollte auf den Sitz direkt eine Reihe unter ihm wechseln: den des Präsidenten, denn der Schweizer René Fasel hörte nach 27 Jahren auf. Reindl hatte alles getan: seine Kandidatur sorgsam erwogen, ein Manifest für die Zukunft des Eishockeys geschrieben, eine professionelle Bewerbungs-Website angelegt und sich am Donnerstag mit 66 Jahren im Rahmenprogramm des St. Petersburger Kongresses zu einem Legendenspiel noch einmal aufs Eis begeben.

Und am Ende des Wahltags Samstag saß er über einem aufgedrehten Fasel, der zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde, weiter in seiner zweiten Reihe und beklatschte in trauriger Gefasstheit die Sieger, zu denen er nicht gehörte. Reindl, der Garmisch-Partenkirchner, der sein Leben dem Eishockey verschrieben hat, stürzte ab, auch wenn er für sich „doch noch ein gutes Ende“ sah: Dem Council der IIHF wird er weitere vier Jahre angehören, da konnte er sich im zweiten Wahlgang ins Ziel retten. Doch es war nur ein Trostpreis, denn in der Wahl zum Präsidenten und Fasel-Nachfolger scheiterte er.

Im ersten Wahlgang lag er gleichauf mit dem Franzosen Luc Tardif, der stimmenschwächste der drei weiteren Bewerber schied aus. Ab dem zweiten Durchgang lag Tardif vorne, die Stichwahl im vierten gewann Tardif gegen Reindl mit 67:39 Stimmen. „Ich war im Finale. Das vierte Spiel, das habe ich verloren.“

Franz Reindl warf dann seinen Hut noch für die Wahl des regionalen Vizepräsidenten für die Region Europa und Afrika in den Ring – und unterlag klar (44:61) dem breitbeinig auftretenden Dänen Henrik Bach Nielsen. Ins Council rettete Reindl sich mit dem sechstbesten Ergebnis – beim letzten Mal hatte er noch die meisten Stimmen auf sich vereint. Er war Everybody’s Darling. Damals.

Am Sonntag flog Reindl heim und freute sich auf eine den Kopf befreiende Radtour in seinen Bergen. Für sein Scheitern macht er ein „abgekartetes, schmutziges Spiel“ verantwortlich. Ein Online-Artikel des „Spiegel“, der von seinem Autor auch auf Englisch verbreitet wurde, hatte unter den Delegierten aus 81 Nationen in St. Petersburg „zwischen den Wahlgängen die Runde gemacht“, so Reindl. „Das war gezielt und orchestriert. Zudem gab es in der Nacht zum Samstag ein Schreiben eines deutschen Landeseissportverbandes ans IIHF-Council, in dem ich gezielt diskreditiert wurde.“

In den Veröffentlichungen hieß es, die Ethikkommission des Deutschen Olympischen Sport-Bundes (DOSB) beleuchte die Konstellation beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB), die einige Zeit geherrscht habe: Seit 2014 ist Reindl im Ehrenamt Präsident, daneben war er Geschäftsführer der Tochterfirma Eishockey-Sportgesellschaft mbH, die nach der WM 2017 de facto kaum noch etwas zu tun hatte. Es geht um ein Monatsgehalt von 7500 Euro und eine mögliche Abhängigkeit vom Sportrechtevermarkter Infront. Im DEB war die Sachlage weitgehend bekannt, Reindl erzielte überwältigende Wahlergebnisse, leitete zudem eine Ära des sportlichen Erfolgs ein.

Dass sich nun der Ombudsmann des DOSB, Felix Rettenmaier, öffentlich äußerte, hält Reindl für befremdlich: „Mir liegt vom DOSB nichts vor.“ Sein Entschluss: „Ich werde mich wehren.“ 2022 tritt er als DEB-Präsident ab, dabei bleibt es: „Acht Jahre sind genug.“

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