Basketball-Krimi ohne Happyend

von Redaktion

FC Bayern verliert Euroleague-Auftakt bei Maccabi Tel Aviv hauchdünn mit 68:69

VON PATRICK TORRES

Tel Aviv – Kurz vor dem Start war in Tel Aviv noch die Zeit der Herzlichkeiten gekommen. Jalen Reynolds durfte Andrea Trinchieri knuddeln. Der US-Center spielt mittlerweile zwar für Maccabi Tel Aviv. Doch die so erfolgreiche gemeinsame Zeit im Vorjahr in München ist beiden halt noch wärmstens in Erinnerung. Wenig später war es mit der Freundschaft vorbei. Und am Ende lachte der Modellathlet aus Detroit. 69:68 (40:32) setzten sich Maccabi in einem hoch dramatischen Euroleague-Schlager durch. Niederlage Nummer zwei also für die Bayern in der noch jungen Saison – und was für eine bittere.

Immerhin waren für Trinchieri vor diesem ersten Akt der Saison auf europäischer Bühne die Sorgen zumindest ein bisschen kleiner geworden. Mit Corey Walden und Othello Hunter konnte der Italiener zwei Akteure mit ins Rennen schicken, die beim BBL-Auftakt gegen Ulm noch zuschauen mussten.

Doch in Halbzeit eins sah es lange so aus, als würde das seinen Bayern nicht viel weiterhelfen. Zwar glänzte Walden früh als Scorer, neun der ersten 16 Münchner Punkte steuerte der frühere Belgrader bei. Doch die Bayern taten sich schwer gegen die Offensivwucht der, von gut 10 000 Zuschauern frenetisch bejubelten Gastgeber schwer. Oder besser gesagt: Sie taten sich gegen Scottie Wilbekin schwer. Der Edel-Guard hatte die Bayern ja schon des öfteren zu seinem Lieblingsgegner erkoren. Bayern-Fans werden sich mit Grausen an das Eurocup-Halbfinale von 2018 erinnern, als der US-Amerikaner sie im Trikot von Darüssafaka Istanbul fast alleine erlegte. Auch diesmal ließ sich die Sache ungefähr so an. Im Eiltempo hatte er 13 seiner 28 Punkte (!) erzielt.

„Wir machen das nicht gut genug gegen ihn“, sagte Trinchieri zur Halbzeit, in die seine Profis nach zwischenzeitlichem 17-Punkte-Rückstand (18:35) mit Ach- und Krach ein 32:40 retteten, „es wird auf den Start ankommen.“

Und der zeigte ganz plötzlich wie verwandelte Bayern. Eine Mannschaft, die bissig und variabel verteidigte. Und ein Team, das auch vorne aufs Tempo drückte. Mal punktete man nah am Korb wie DeShaun Thomas (15 Punkte) und der bis dahin unglückliche Othello Hunter (11 Punkte), die beide schon beim israelischen Traditions-club gespielt haben. Mal traf man aus der Distanz, so wie Nick Weiler-Babb, der seinem Team mit 45:43 die erste Führung bescherte.

Und so machten die Bayern auch mit neuem Personal genau da weiter, wo die Comeback-Spezialisten des Vorjahres aufgehört hatten. Mit einem 16:2-Lauf kamen sie aus der Kabine. Raus war sie, die israelische Partylaune. Und Maccabi brauchte lange, bis zum Ende des dritten Viertels, um sich so halbwegs vom Münchner Druck zu befreien. Dass trotzdem eine heiße Schlussphase heraussprang lag, na an wem wohl? Natürlich an Scottie Wilbekin. Der 28-jährige Bayern-Schreck wirbelte, warf und traf plötzlich wieder aus allen Lagen und machte alleine aus dem scheinbar komfortablen Münchner 63:54 eine 67:65-Führung, die Maccabi in die beiden Schlussminuten mitnahm.

Und die hatten es einmal mehr in sich in einem ohnehin bemerkenswerten Basketballspiel. Corey Walden setzte einen wilden Dreier ins Schwarze, Wilbekin hielt von der Freiwurflinie dagegen. Den Bayern blieb der letzte Angriff und es blieben gleich drei Würfe – im Ziel landete keiner. Womit die Herzschlagniederlage für die Bayern besiegelt war.

Nächste Chance am Sonntag, dann kommt Bamberg zum Pokalschlager in den Audi Dome.

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