München – Zumindest die israelische Party haben sich die Basketballer des FC Bayern nicht lange mit ansehen müssen. Schon Minuten nach Darrun Hilliards verpasstem letzten Wurf kehrten die Münchner Tel Avivs Menora Arena den Rücken. Am Freitagmorgen schwebte man in der Heimat ein, wo bereits am Sonntag (20.30 Uhr) das Pokal-Achtelfinale gegen Bamberg wartet.
Doch zumindest ein bisschen richtete Trainer Andrea Trinchieri den Blick dann noch zurück auf diesen Abend. Auf dieses hinreißende 68:69 bei Maccabi Tel Aviv in einer Atmosphäre vor 10 352 Zuschauern, die nicht nur ihm eine „Gänsehaut“ über den Rücken gejagt haben dürfte. Und der Italiener empfand nach der zweiten Herzschlagniederlage binnen fünf Tagen fast so etwas wie Stolz. „Wir sind zusammen geblieben. Ich fühle mich nicht besiegt“, sagte Trinchieri, „Ich nehme viel Zuversicht mit, wir haben wie Männer gespielt.“
Man hatte es angesichts der personellen Schwierigkeiten dieser Tage – auch in Tel Aviv konnten sechs Akteure krankheits- oder verletzungsbedingt nicht mitmachen – leise einkalkuliert, dass aus diesem schweren Auftaktprogramm nicht viel hängen bleiben würde. Doch die Bayern waren auch bei Maccabi Tel Aviv, das zum engsten Favoritenkreis der Euroleague gezählt wird, bis zur letzten Sekunde im Spiel geblieben.
Vor allem hatten Trinchieris Bayern Wege gefunden, sich aus schier aussichtsloser Lage (18:35) zu befreien. Was zumindest schon erahnen lässt, dass der Pokalsieger ähnlich kämpferische Qualitäten vorweisen kann wie das Ensemble des Vorjahres. Doch die Bayern sind auch breiter aufgestellt. Musste es im Vorjahr im Zweifel oft der inzwischen nach Spanien weitergezogene Wade Baldwin richten, so haben die Bayern nun eine Reihe von Akteuren, die auch unter Druck Verantwortung übernehmen können.
Darrun Hilliard startete überschaubar und war am Ende doch mit starken Defensivaktionen und feinen Pässen einer der Köpfe der Aufholjagd in Halbzeit zwei. Auch an Othello Hunter und DeShaun Thomas lief das Spiel zunächst eher vorbei – am Ende hatten beide ihrem Ex-Club 11 beziehungsweise 15 Punkte eingeschenkt. Auch Corey Walden feierte mit 14 Punkten ein feines Debüt im Bayern-Trikot. So dass Maccabi Tel Aviv schon einen außergewöhnlichen Auftritt von Spielmacher Scottie Wilbekin brauchte, der mit seinem 28. Zähler des Tages dann auch die Bayern-Niederlage besiegelte. „Wir haben wegen einer großen Vorstellung von Scottie Wilbekin verloren“, sagte Trinchieri.
Und doch lässt auch dieser erste Auftritt in Europa einiges erwarten, wenn nun auch noch Co-Kapitän Vladimir Lucic oder Scharfschütze Andreas Obst ins Geschehen eingreifen. Die Verstärkung werden die Bayern aber wohl auch brauchen. Denn das Programm der nächsten Tage wird nicht unbedingt leichter. Mit dem Südschlager gegen Bamberg beginnt das Unternehmen Titelverteidigung im Pokal. Kommenden Donnerstag geht es dann wieder in die Euroleague. Dann ist Vorjahresfinalist FC Barcelona im Audi Dome zu Gast. „Wir werden zurückkommen“, kündigte Neuzugang Corey Walden an. Weil die Bayern die Party eben nicht auf Dauer anderen überlassen wollen.