Vom Miteinander zum Füreinander

von Redaktion

Hansi Flick bereitet sich auf den nächsten Schritt mit der Nationalmannschaft vor

VON GÜNTER KLEIN

München – Hansi Flick will ein präsenter Bundestrainer sein, deshalb erfolgt die Verkündung eines Länderspielkaders nicht per Mail, wie es unter seinem Vorgänger Joachim Löw üblich war. Flick erläutert seine Personalauswahl in einem Video. Bei der ersten Nominierung saß Flick in einem Sessel, diesmal auf einer Bank an einem heimeligen Holztisch. Darauf ein Tablet mit 23 Namen.

23 statt zuletzt 26. „Zwanzig plus drei. Wir haben den Kader etwas reduziert, denn es sind nur zwei Spiele“, sagt Flick. Die Änderungen: Neu kommen Marc-Andre ter Stegen und Matthias Ginter dazu. Der Torhüter aus Barcelona war im September noch mit den Nachwirkungen einer Verletzung beschäftigt, der Mönchengladbacher Innenverteidiger Ginter von Covid-19 betroffen. Ter Stegen reiht sich in der Hierarchie der Keeper wohl wieder zwischen Manuel Neuer und Bernd Leno ein, aus dem Kader gepurzelt ist dadurch der Frankfurter Kevin Trapp.

Wer sonst keine Berücksichtigung fand, das ergibt sich aus der medizinischen Seite: Linksverteidiger Robin Gosens ist, so Flick, „schwerer verletzt“, Ilkay Gündogan fehlte Manchester City im letzten Spiel von Champions und Premier League, der Dortmunder Mo Dahoud hat ein gedehntes Knie-Innenband, das ihn derzeit vom Spielen abhält. Ridle Baku steht ebenfalls nicht im Kader, ihn hatte Flick schon vor dem letzten Match seiner Einstands-Trilogie in Island zum VfL Wolfsburg zurückgeschickt. Er wollte mit der Vermeidung einer für den Spieler sinnlosen Reise dem Trainer-Kollegen Mark van Bommel entgegenkommen, zog sich jedoch einen Rüffel des Wolfsburger Geschäftsführers Jörg Schmadtke zu, der eine seelische Beeinträchtigung Bakus durch die Entscheidung Flicks befürchtete. Der neue Bundestrainer bekommt zu spüren: Eine Nominierung kann zum Politikum werden. Auch sein Verzicht auf den angeschlagenen Marco Reus (Dortmund) in Island war seitens Flicks altem Gegenspieler Hasan Salihamidzic (FC Bayern) als Eingriff in den Wettbewerb gedeutet worden.

Reus ist nominiert für die WM-Qualifikationsspiele am Freitag (20.45 Uhr) in Hamburg gegen Rumänien und in Skopje (Montag in einer Woche) gegen Nordmazedonien. Nicht jedoch Mats Hummels, Reus’ Vereinskamerad. „Wir wissen um die Qualitäten von Mats, wenn er bei hundert Prozent ist“, sagt Flick. Um das Maximum zu erreichen, soll Hummels jedoch die Trainingstage bei seinem Club nutzen.

Drei Siege, 12:0 Tore – das war der Ertrag der Nationalmannschaft aus den Partien gegen Liechtenstein, Armenien, Island. „Wir stufen das aber richtig ein: Das war nicht gegen die Top Zehn Europas.“ Rumänien und Nordmazedonien, das im Frühjahr 2:1 gegen die Damals-noch-Löw-Mannschaft gewann, sieht Flick spielstärker, „mit einer klaren Idee“.

Vor seinen ersten Bundestrainer-Spielen „waren wir drei Punkte hinten, jetzt sind wir vier vorne“. Flick will den Vorsprung halten oder ausbauen, das ist eine Zielsetzung der Woche, die am Montag in Hamburg beginnt.

Das andere Ziel: Die „All-in-Mentalität“ weiter voranzutreiben, sie soll auch für die in Hamburg zugelassenen 25 000 Zuschauer erlebbar werden. Und Hansi Flick will das Team stabilisieren. „Die Mannschaft spielt schon gut miteinander. In starken Mannschaften spielt man auch füreinander.“

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