München – Die Stimmung unter den Bayern-Nationalspielern war nach der ersten Pflichtspiel-Pleite unter Julian Nagelsmann ohnehin schlecht. Im Nachgang der Partie beklagten einige Münchner in der sogenannten Players Lounge gegenüber Familie und Freunden Müdigkeit – und dass sie eher weniger Lust auf die anstehenden Reisen mit der Nationalmannschaft hätten. Kein Wunder: Seit der vergangenen Länderspiel-Unterbrechung jagte, zumindest bei den Europapokal-Teilnehmern, eine englische Woche die nächste.
Es ist der bekannte Spagat: Die Vereinstrainer erhoffen sich eine angemessene Belastungssteuerung des Nationalmannschaftstrainers und die Nationalmannschaftstrainer erhoffen sich Verständnis der Vereinstrainer, wenn ihr Spieler doch länger auf dem Rasen stehen, als ursprünglich vielleicht vereinbart. Der Ärger ist groß und ihm wird meistens aus den Vorstandszimmern Luft gemacht, wenn ein Vereinsangestellter verletzt zu seinem Club zurückkehrt. Das Totschlag-Argument der Vereinsverantwortlichen: Wir zahlen schließlich die Löhne der Spieler.
Für Fußball-Deutschland wünscht sich Bundestrainer Hansi Flick (56) mehr Verständnis zwischen Liga und verband. „Ich möchte, dass wir miteinander agieren und füreinander da sind, der Verband für die Vereine und umgekehrt. Mir wird hier noch zu oft aufeinander gedeutet“, sagt Flick im Kicker und kündigt an: „Diese Denkweise, hier der Verein und da der Verband, wollen wir gemeinsam aufbrechen. Wir benötigen ein noch besseres Zusammenspiel, eine noch konstruktivere Zusammenarbeit.“ Für sich persönlich setzt der Bundestrainer daher auf eine offene Kommunikation mit allen Bundesliga-Trainern. Von Bielefeld bis Bayern. „Es ist wie überall im Leben, zum Beispiel auch in der Familie: Kommunikation, Wertschätzung und Loyalität sind wichtig. Man muss miteinander reden“, findet der Bundestrainer. Flick sieht sich freilich gerne in der Rolle des Versöhners – und in der Tat könnte er das entscheidende Puzzlestück sein, das Verband und Liga zusammenbringt. In der Vergangenheit gab es immer wieder Annäherungsversuche beider Parteien – mit überschaubaren Erfolg.
Zwar sorgte eine gemeinsame Fortbildungsreise von DFB-Verantwortlichen und Bundesliga-Sportdirektoren in die USA für ein Zwischen-Hoch, doch diese Harmonie war nur von kurzer Dauer. Flick tritt in diesem Zusammenhang nicht nur als Bundestrainer auf, sondern auch als eine Art DFB-Außenminister. Gefühlt waren Flick und Co. in jedem Bundesliga-Stadion präsent. Flick suchte auf den Ehrentribünen der Republik das Gespräch mit den Führungskräften der Liga, wie beispielsweise am Sonntag in der Allianz Arena mit Bayern-Vorstandschef Oliver Kahn. Gestern Abend traf Flick dann wieder aus nächster Nähe auf seine Nationalspieler. In den Abendstunden trafen die DFB-Kicker in Hamburg am Teamhotel Gastwerk ein.
Auffällig war Flügelspieler Serge Gnabry (26), der in einer engen Latex-Hose ankam. Kurios: Kurz nach der Ankunft der Spieler wurden die Fenster des Speisesaals von außen mit braunem Tonpapier blickdicht gemacht. Flick mag es nicht, wenn er oder seine Spieler beim Essen beobachtet werden. bok, pk