München – Ein bisschen fies war das schon vom Eishockeysender Magentasport, neulich ein Gespräch mit Dominik Kahun in der Reihe „Was macht eigentlich…?“ unterzubringen. Als wäre Kahun nicht erst 26 und voll im Saft, sondern 62 und ein gesättigter Altinternationaler, der aufs Leben zurückblickt.
Andererseits: Zum Start der National Hockey League (NHL) liest man nichts über ihn, denn er hat keinen neuen Vertrag in der besten Liga der Welt bekommen. „Ich denke, dass ich die drei Jahre da drüben einen guten Job gemacht habe und frage mich selbst, wie es sein kann, dass für mich nichts zustande gekommen ist“, sagt er. Und so ist er in der Schweiz gelandet, beim SC Bern. Münchner Fans hatten schon von Kahuns Rückkehr zum EHC geträumt, daraus wird vorerst nichts – doch er kann dienlich sein: Mit Informationen über den EV Zug. Der ist Münchens Gegner am Dienstag (20 Uhr) in der Champions Hockey League (CHL) – und Kahun dem EHC noch was schuldig, da er im Sommer in München hat mittrainieren dürfen.
Es dürfte dem EHC München einen Eindruck von Zugs Stärke vermitteln, wenn er auf die Tabelle der Schweizer National League blickt. Zug liegt auf Platz drei, ist ja auch amtierender Meister, Bern mit Kahun, den sie in München seit seinem Weggang 2018 schmerzlich vermissen, Neunter. Dass sich ein Club aus der Schweiz Kahun leisten kann und München trotz der Red-Bull-Quelle aussticht, lässt die verschiedenen Dimensionen erkennen, in denen sich Eishockey in der Schweiz und in Deutschland bewegt. Der SC Bern ist – ohne Corona-Einschränkungen – der Zuschauerkrösus in Europa mit einem Schnitt von über 16 000 Zuschauern, und weil der Verein auch noch ein großer Anbieter in der Berner Gastronomie ist, kann er etwa den vierfachen Etat eines EHC München auf die Beine stellen.
Auch, aber nicht nur wegen des Geldes entschied Dominik Kahun sich für die Schweiz. Die dortige Liga wird von der NHL intensiver beobachtet als die DEL. „Wenn ich bei Bern eine Supersaison spiele, kann ich vielleicht wieder in die NHL“, sagt Kahun, „die Rückkehr ist schon mehreren Spielern aus Europa gelungen.“ Zwar hat er beim SC Bern bis 2024 unterschrieben – aber mit Ausstiegsklausel für die NHL. „Wenn was ist, kann ich rübergehen.“ Der Traum lebt, nachdem er in Chicago, Pittsburgh, Buffalo und Edmonton gespielt hat. „Die Trades“, sagt er zu seinen Wechseln, die auch mal aus dem Nichts kamen, „waren nicht ohne, doch sie haben mich stärker gemacht.“ In Bern ist Kahun bester Scorer: Elf Spiele, zehn Scorerpunkte. „Ich spiele sehr viel, und endlich wieder das, was ich wollte.“
Was den EHC nun mit dem EV Zug erwartet: ein eingespieltes Team mit vier schwedischen Importspielern, von denen Verteidiger Niklas Hansson noch mehr punktet als Mittelstürmer Kahun in Bern. Torwart Leonardo Genoni war mit der Schweizer Nationalmannschaft schon Vizeweltmeister, dem Kader gehören zudem einige Schweizer Nationalspieler an.
Kahun verfolgt die EHC-Spiele via Internet, wenn er selbst nicht spielen muss. Für München – Zug hat er Zeit. Der ruhmreiche SC Bern hat sich für die CHL nicht qualifizieren können.