München – Nun ist es raus, wie sehr die Corona-Welle den EHC München erwischt hat: Es sind nicht nur die drei vor dem bislang letzten Spiel am Freitagabend krank gemeldeten Yasin Ehliz, Justin Schütz und Frederic Tiffels betroffen, sondern elf weitere Spieler plus vier Personen aus dem Trainer- und Betreuerstab. 18 Fälle – am Montag wurde folglich auch das für Mittwoch vorgesehene DEL-Spitzenspiel gegen die Adler Mannheim abgesagt und für den 2. Dezember neu angesetzt.
Wie waren nun die Abläufe? Am Mittwoch hatte der EHC beim EV Zug in der Schweiz gespielt und 6:1 gewonnen. Einige Spieler zogen sich Verletzungen zu, Ehliz, Tiffels und Schütz meldeten am Freitag Krankheitssymptome. Sie wurden positiv getestet, gehörten am Freitagabend in Augsburg nicht zum Kader. Die Panther informierte man über die drei Fälle, beide Teams wurden komplett Schnelltests unterzogen – alle, die aufs Eis gingen, waren da negativ.
Am Samstag dann aber der Corona-Einschlag mit 14 plus vier Fällen. Der EHC verständigte die Augsburger Panther, die am Nachmittag bereits im Bus zum Auswärtsspiel in Krefeld saßen. „Unser Schnelltest-Aufkommen ist nach oben geschnellt“, sagt Panther-Sprecher Stefan Esch. „Mir blieb das Herz stehen“, so AEV-Hauptgesellschafter Lothar Sigl. Erstes Aufatmen aber : keine Auffälligkeiten. Für Montag war in Augsburg eine PCR-Testrunde angesetzt. Esch: „Die Face-to-face-Kontaktzeiten auf dem Eis sind gering, sodass wir hoffen, glimpflich davonzukommen.“
„Das ist der größte Corona-Ausbruch, den wir in der DEL bislang hatten“, sagt der für den Spielbetrieb der Liga zuständige Jörg von Ameln. Am Freitag waren ihm Verdachtsfälle gemeldet worden, am Samstag erfuhr er dann vom ganzen Ausmaß. „Zuerst dachte ich an einen Laborfehler. Doch die Ergebnisse sind korrekt.“ Von Ameln kennt den Impfstatus jedes Spielers, da er bei der Lizenzierung zu Saisonbeginn angegeben werden musste. Damals hatte das Team mit der geringsten Quote immerhin 80 Prozent, inzwischen seien die Zahlen gestiegen.
Der EHC München bestätigte auf Nachfrage, dass von den 18 positiv getesteten Personen 16 vollständig geimpft seien und zwei eine Impfung erhalten haben. Es handelt sich also auch um einen massiven Impfdurchbruch. Rätselhaft ist, wie das Virus in die Mannschaft kam. „Von den zeitlichen Abläufen her liegt nahe, dass das in Zug geschah“, so Jörg von Ameln, „doch es muss nicht beim Spiel passiert sein.“ Der EV Zug (wo alle Akteure geimpft sind) testete gestern – und hatte einen positiven Spieler.
Ob die für diese Woche geplanten weiteren EHC-Spiele (am Freitag in Bietigheim, am Sonntag gegen Berlin) stattfinden können, ist noch offen. Von Ameln: „Wir müssen weitere Tests und die Bewertung des Münchner Gesundheitsamts abwarten.“
Die Partie gegen Mannheim wurde aufgrund eines Entgegenkommens der Adler verschoben. Solange ein Team die Mindeststärke von zehn Feldspielern und einem Torhüter aufbieten kann, ist es verpflichtet anzutreten – anderenfalls würde die Partie als verloren gewertet. „Aufgrund der in München überaus angespannten Personalsituation stand es für uns außer Frage, einer Spielverlegung zuzustimmen. Duelle zwischen den Adlern und München verdienen es, dass beide Mannschaften auf Augenhöhe gegeneinander antreten. Das sind wir unserem Sport und unseren Fans schuldig“, sagt Adler-Manager Jan-Axel Alavaara. Sein Münchner Kollege Christian Winkler spricht von „großartiger Fairness“. Der EHC war in einem ähnlichen Fall 2014 nicht so generös: Damals musste der von einem Darm-Virus geschwächte ERC Ingolstadt mit einem Rumpfteam in München antreten und sich ein 0:5 abholen.