Der gelebte NBA-Traum

von Redaktion

Erstmals spielt ein deutsches Bruderpaar in der weltbesten Basketball-Liga

VON BERND BRUDERMANNS

München – Brüderpaare in der NBA sind durchaus nicht so selten. Tatsächlich wurden in der Vorsaison Giannis, wertvollster Spieler der Finals, und Thanasis Antetokounmpo mit den Milwaukee Bucks Meister. Der dritte Bruder Kostas steht übrigens bei den LA Lakers unter Vertrag. Aber die Berliner Moritz und Franz Wagner werden in der kommenden, 75. Spielzeit, die in der Nacht auf Mittwoch beginnt, Basketball-Geschichte schreiben: Denn die beiden sind das erste deutsche Bruderpaar in der besten Basketball-Liga der Welt. Und sie spielen auch noch für ein Team, die Orlando Magic.

„Mein Bruder und ich haben eine sehr, sehr enge Beziehung“, sagte Moritz (24/2,11 Meter), seit 2018 in der NBA. Franz (20/2,06 Meter) wurde in diesem Sommer gedraftet: „Ich werde mir in Orlando den A… aufreißen, um der beste Basketballspieler zu werden, der ich sein kann.“

Er spielt auf der Position Small Forward, sein Bruder Power Forward bzw. Center. Der ältere Bruder brachte es in seiner NBA-Karriere auf im Schnitt 6,8 Punkte und 3,4 Rebounds – ist also ein klassischer Ergänzungsspieler. Beide spielten für die Universität von Michigan – jetzt leben sie ihren NBA-Traum. Mit der Meisterschaft wird es in ihrem ersten gemeinsamen Jahr wohl nichts. Die Buchmacher führen Orlando Magic mit 250:1 als krassen Außenseiter.

Neben den Wagner-Brüdern stehen fünf weitere Deutsche in der NBA unter Vertrag: Dennis Schröder (28/Boston), Maximilian Kleber (29/Dallas), Daniel Theis (29/Houston), Isaac Bonga (21/Toronto) und Isaiah Hartenstein (23/LA Lakers). Letztgenannter, der kurz vor Saisonbeginn noch einen Kaderplatz ergatterte, hat echte Titelchancen, denn die Lakers um den mittlerweile 36-jährigen LeBron James gelten wie Titelverteidiger Milwaukee und die Brooklyn Nets als Topfavoriten.

Wobei das Team aus dem New Yorker Stadtteil im Vorfeld die meisten Schlagzeilen produzierte. Denn Aufbauspieler Kyrie Irving (29), viermaliger All-Star, verweigerte eine Corona-Impfung und ist nach den Regeln in New York vom Trainings- und Spielbetrieb ausgeschlossen. Irvings Mitspieler Kevin Durant sagte: „Ich wünschte, nichts von alldem würde passieren, aber in dieser Situation befinden wir uns.“ In der regulären Saison 2020/21 verbuchten Irving und Durant im Schnitt je 26,9 Punkte – Nummer neun und zehn in der Rangliste.

Es gehe darum, „deinen Mitmenschen zu helfen, ihnen verstehen zu geben, dass sie eine Wahl haben“, sagte Irving unlängst in seinem ersten öffentlichen Statement. „Aber das ist mein Leben. Ich kann damit machen, was ich will.“ Irving würde übrigens kommende Saison 34,92 Millionen Dollar (30,1 Millionen Euro) verdienen, aber natürlich nur, wenn er auf dem Parkett steht.

Am Auftaktspieltag spielen gleich vier Titelanwärter gegeneinander. Milwaukee empfängt Brooklyn, die LA Lakers treffen auf die Golden State Warriors mit Stephen Curry. Der ist inzwischen auch schon 33, war aber in der Vorsaison mit im Schnitt 32,0 Punkten immer noch bester Werfer der Liga.

Spannend wird es sein, was Schröder (aktuell bester deutscher Basketballer) mit Boston gelingt. Der Spielmacher hatte sich vergangene Saison kolossal verpokert, als er ein Vier-Jahres-Angebot seines damaligen Teams Lakers über 84 Millionen Dollar ablehnte. Am Ende unterschrieb er einen Einjahresdeal bei den Celtics – für 5,9 Millionen Dollar. „Ich möchte mich in einer Situation wohlfühlen, in der ich weiß, dass die Leute mich schätzen“, so Schröder.

Die Wagner-Brüder beginnen ihre NBA-Reise mit den Orlando Magic übrigens in der Nacht auf Donnerstag bei den San Antonio Spurs.

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