Indian Wells – Das Tennis-Turnier in Indian Wells ist unbestritten das wichtigste nach den vier Grand Slams. Deswegen und weil die 18 Jahre alte Emma Raducanu dort nach ihrem Sieg bei den US Open erstmals wieder für das Vereinigte Königreich den Schläger schwang, reisten ganze Heerscharen britischer Medien in die kalifornische Wüste.
Emma Raducanu verlor gleich ihr erstes Match, doch für die Reporter Ihrer Majestät, so sie denn nicht umgehend wieder abgereist waren, gab es dennoch Außergewöhnliches zu berichten, denn: Cameron „Cam“ Norrie, geboren in Südafrika, aufgewachsen in Neuseeland, eine Zeit lang bester College-Spieler der USA, gewann das Turnier.
Cameron Norrie? Nun, der 26-Jährige, Vater Schotte, Mutter Waliserin, hat eine gute Saison gespielt. Das Jahr begann er als Nummer 71 der Weltrangliste, sein 3:6, 6:4, 6:1 gegen Nikolos Bassilaschwilli aus Georgien, im Mai Sieger des ATP-Turniers in München gegen Jan-Lennard Struff, ließ ihn nun auf Rang 15 klettern.
„Was für eine unglaubliche Woche“, sagte Norrie nach seinem zweiten Turniersieg. Er profitierte vom Fehlen oder frühen Scheitern von Top-Stars wie Novak Djokovic oder US-Open-Sieger Daniil Medwedew – aber was soll’s: Norrie nutzte die Gunst der Stunde und erhielt dafür 1,2 Millionen Dollar, ein Viertel seiner bisherigen Gewinne.
In seinem sechsten Endspiel in diesem Jahr ließ sich Norrie nicht mal durch das Verschwinden seiner Schuhe aus der Ruhe bringen. Drei Paar hatte er stets oben auf seinem Spind in der Umkleide deponiert, am Morgen des Finales waren sie verschwunden, trotz intensiver Suche tauchten sie nicht wieder auf. Er musste neue besorgen.
„Zum Glück hatte ich meinen Ehering nicht daran befestigt“, witzelte Norrie, eingedenk der Tatsache, dass zu Turnierbeginn Andy Murray den Verlust seiner Schuhe hatte beklagen müssen – er erhielt sie samt daran befestigtem Ehering allerdings zurück. sid