Neuer Meistertrainer

Was machen die Dinos der Branche?

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Alle, die jammern, dass die Bundesliga in einer Dauerschleife der Ereignislosigkeit feststecke, sind widerlegt. Es wird einen neuen Deutschen Meister geben, einen, der es noch nie war. Man muss es natürlich einengen: auf die Trainer der Bundesliga. Noch keiner von ihnen hat einen großen deutschen Titel geholt – auch nicht als Spieler. Michael Frontzeck war kurz am Trainerruder in Wolfsburg, und er verteidigte 1992 den VfB Stuttgart zur Meisterschaft – doch er ist zu vernachlässigen: Frontzeck blieb eine Episode für einen Tag. Und schon war Florian Kohfeldt da – ein Nicht-Meister.

Was uns diese Auffälligkeit zeigt: Dass die heute angesagten Trainer nicht die ganz großartige Vita als Spieler hatten. Wenn’s hochkommt, sind sie in der 2. Liga rumgegrätscht – sogar bei Jürgen Klopp war das so. Michael Frontzeck grätschte immerhin für Deutschland. Doch wer heutzutage als ehemaliger Nationalspieler in den Fußballlehrer-Lehrgang einrückt, ist fast schon verdächtig, unakademisch zu sein für einen zunehmend professoral anmutenden Beruf.

Zweite Erkenntnis: Die Dinos der Branche, die ein- oder mehrmals gezeigt haben, dass sie wissen, wie man Meister wird, sind in den Ruhestand hinübergeglitten.

Jupp Heynckes, in der Amazon-Dokumentation über den FC Bayern demnächst wieder zu sehen, ist wirklich ein älterer Herr geworden – und Uli Hoeneß, der ihn anrufen könnte, kein Entscheider mehr. Ottmar Hitzfeld wird bisweilen glücklich durch München radelnd gesichtet, wenn er seinen Enkel besucht – keiner hat, 2014 war das schon, so glaubwürdig Schluss gemacht wie der „General“. Felix Magath entließ vergangene Saison als Beauftragter eines Investors gleich in zwei Ländern Trainer – ohne sich selbst zu installieren; er wird jetzt vor allem gebucht, wenn in Talkshows eine überspitzte Meinung benötigt wird. Matthias Sammer, jüngster Meistertrainer ever in der Liga (auch Nagelsmann kann ihn nicht mehr stürzen), ist externer Berater – ein verantwortungsfreier Job. Armin Veh könnte jederzeit irgendwen übernehmen, doch er weiß eine gute Work-Life-Balance zu schätzen und hat einen Hund.

Wenn mit einem Meistermacher noch einmal zu rechnen ist, dann mit Louis van Gaal. Als Weltmeister 2022 mit Oranje zurück in die Bundesliga. Er würde es sich gewiss zutrauen.

Guenter.Klein@ovb.net

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