München – Die Bietigheim Steelers sind in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) absolute Neulinge. Und dennoch verfügen sie über einen derzeit wertvollen Erfahrungsschatz: In Sachen Quarantäne sind die Baden-Württemberger alte Hasen.
„Wir waren vorige Saison zweimal in Quarantäne“, erzählte Steelers-Trainer Daniel Naud am Dienstagabend in München. Bietigheim spielte in der DEL2, die 2020 weit vor der DEL den Betrieb aufnahm und in die dritte Corona-Welle hineinrannte. Naud: „Wir sind zweimal auch mit wenigen Spielern aus der Quarantäne gekommen, einmal mit elf, dann mit dreizehn. Und wir haben beide Spiele gewonnen.“
Am Dienstag in München wurden die Bietigheimer dann zum Opfer eines Corona-Teams, des EHC München. Der brachte zwar 16 Leute auf den Spielberichtsbogen – doch auch nur dank des Zugriffs auf sechs sehr junge Cracks, von denen drei bis dato nicht zum Profikader zählten. Bietigheim verlor 0:2. Naud sagt, er habe schon gewusst, „dass es schwer wird“. Die Favoritenrolle habe er ohnehin nicht bei seiner Mannschaft gesehen, „da braucht man sich nur die Budgets von München und uns anzuschauen“. Doch vor allem sei ein Team in solch einer Lage der Schwächung erst recht gefährlich. „Da spielt man noch konzentrierter.“ Und freier, wie Niklas Hede bestätigte: „Wir hatten nichts zu verlieren.“ Gerade die Münchner Verteidiger Konrad Abeltshauser und Daryl Boyle flitzten so offensiv übers Eis „und gingen sogar in die Ecken, dass ich ihnen sagen musste: Jungs, langsamer.“ Der Dialog mit den Spielern habe ihm Spaß gemacht, sagt Hede.
Der Schwede ist an der Bande eingesprungen, weil Chef Don Jackson zu den Corona-Ausfällen zählt. Der ehemalige Stürmer Hede, der 2010 den EHC zum Aufstieg in die DEL schoss, blickt zurück auf spezielle Trainingstage: „Das waren kurze Einheiten mit Kleinfeldspielen“, einfach nur dazu da, das Gefühl fürs Eis zurückzugewinnen. Die endgültige Aufstellung ergab sich erst am Morgen des Spieltags, als der vom SC Riessersee (Oberliga) einbestellte Marlon Wolf (19) erstmals die EHC-Kabine betrat.
Wolf stand dann über 13 Minuten auf dem Eis, der 18-jährige Thomas Heigl als DEL-Debütant gar 20:43 Minuten, er gehörte den „special teams“ für Über- und Unterzahl an. Eiszeit-Rekordler am Dienstag war Verteidiger Jonathon Blum mit 28:18 Minuten, also fast der Hälfte der Spielzeit. Im Normalfall leistet ein viel beanspruchter Spieler nicht mehr als 20 bis 22 Minuten, und ein Jungspund muss froh sein, wenn für ihn fünf, sechs Minuten herausspringen.
Wie geht es weiter beim EHC? Den Mittwoch gab Hede, der sich die Aufgaben mit Jacksons etatmäßigem Assistenten Steve Walker teilt, frei, und ab dann heißt es „Tag für Tag“. „Für die positiv getesteten Personen dauert die Isolation 14 Tage mit einer Freitestung . . . frühestens an Tag 14“, teilte das Gesundheitsamt mit. Am Freitag sind es 14 Tage, dass beim EHC die ersten drei Spieler krank wurden. Am Freitag um 19.30 Uhr erwartet der EHC München die Grizzlys Wolfsburg. Das Spiel am Sonntag in Düsseldorf findet nicht statt. Die DEG hat auch Corona. Neuer Termin: 23. Februar.