Basketball, so sagt man, ist ein Spiel, in dem sich die Geschicke schnell ändern können. Die Korbjäger des FC Bayern etwa haben im vergangenen Jahr ziemlich oft den Beweis angetreten, dass ein Spiel selbst bei zwanzig Punkten Rückstand noch lange nicht verloren sein muss. Und nun? Tritt das neue Team von Trainer Andrea Trinchieri den Beweis an, dass das Gleiche manchmal auch im großen Maßstab einer Saison gelten kann.
Zur Erinnerung: Es ist noch keine zwei Wochen her, da herrschte nach dem 0:4-Start in die Euroleague vielleicht noch nicht unbedingt Krisen-, aber ganz sicher Katerstimmung am Audi Dome. Und nun? Ist schon ziemlich vieles wieder geradegerückt. Die Art, wie die Bayern die Siege dieser Woche gegen Mailand und Berlin einspielten, ließ schon erahnen: Es könnte tatsächlich mehr gehen in diesem Jahr. Wie es scheint, haben die Bayern tatsächlich nur zwei Erweckungserlebnisse gebraucht. Der hart erzitterte Premierensieg bei Zalgiris Kaunas und die Rückkehr des unermüdlichen Leitwolfs Vladimir Lucic haben aus einem zuletzt merklich verunsicherten Grüppchen im Handstreich ein europäisches Topteam gemacht.
Und die Entwicklung ist ja noch nicht abgeschlossen. Kann sie auch gar nicht sein. Trainer Trinchieri hatte kürzlich betont, dass es noch gut einen Monat dauern wird, bis die Folgen der zahlreichen Ausfälle zu Saisonbeginn kompensiert sein werden. Zumal dieser Tage neben dem an Covid erkrankten Regisseur Zan Mark Sisko in Leon Radosevic und Paul Zipser noch zwei Spieler fehlen, die in Normalform das Zeug zur Startbesetzung haben. Irgendwann werden auch sie zurückkehren und Trinchieri Möglichkeiten an die Hand geben, wie er sie in seiner mehr als ansehnlichen Karriere so noch nicht gehabt haben dürfte.
Dann ist der Italiener natürlich auch nicht mehr als Krisenmanager, sondern als Kommunikator gefragt, der den stärker werdenden Konkurrenzkampf in seinem Kader moderieren muss. Doch diesem Problem wird sich Trinchieri gewiss gerne stellen.
patrick.reichelt@ovb.net