„Bei mir hätte er nicht einmal mittrainiert“

von Redaktion

Impf-Diskussionen um Kimmich nehmen weiter Fahrt auf – Attacke von Paul Breitner

München – Mehr als eine Woche ist vergangen, als Joshua Kimmich (26) nach dem 4:0-Sieg gegen die TSG Hoffenheim in einem Live-Interview bestätigte, dass er (noch) nicht geimpft sei – und damit eine bundesweite Debatte auslöste. Uli Hoeneß bezeichnete die Diskussionen um den Impf-Status des Nationalspielers unlängst als „Tsunami“. Dieser türmte sich auch an diesem Wochenende auf, um erneut mit voller Wucht über Kimmich hereinzubrechen. Den Anfang machte die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Interview mit der FAS. Ihrer Meinung nach könnte Kimmich seine Haltung zur Corona-Impfung noch einmal überdenken: „Vielleicht macht sich Joshua Kimmich darüber ja auch noch Gedanken. Er ist ja als sehr reflektierter Fußballer bekannt.“

Gleichzeitig betonte Merkel, dass auch ein Profifußballer das Recht habe, sich nicht impfen zu lassen. Weniger diplomatisch gab sich Bayern-Legende Paul Breitner, der scharfe Kritik in Richtung Kimmich äußerte. „Ich brauche mit niemandem darüber zu diskutieren, ob er sich impfen lassen soll oder nicht. Für mich gibt es nur die Richtung, sich impfen zu lassen. Und da geht es nicht um eine Vorbildfunktion, sondern es geht um den Einzelnen. Wenn er sich dagegen entscheidet, dann habe ich null Verständnis dafür“, sagte Breitner im Sonntags-Stammtisch des BR. Breitner würde in seiner Mannschaft keine ungeimpften Spieler einsetzen: „Ich war fünf Jahre beim FC Bayern für die Mannschaft verantwortlich. Und der hätte bei mir – und auch die anderen vier (nicht geimpften Spieler, Anm. d. Red.) – diese Fünf hätten bei mir nicht gespielt, nicht einmal mit uns trainiert. Denen hätte ich gesagt: Leute, auf Wiederschauen! Da hinten, da könnt ihr den Berg rauf- und runterlaufen, aber hier nicht. Das geht nicht!“ Gleichzeitig schloss sich Breitner einer Aussage von Liverpool-Trainer Jürgen Klopp an, der Anfang Oktober sinngemäß gesagt hatte, eine Verweigerung der Corona-Impfung sei wie Alkokol am Steuer. „Er meinte damit und hätte vielleicht auch sagen können: Sich nicht impfen zu lassen ist potenzielle, vorsätzliche Körperverletzung“, meinte der Weltmeister von 1974.

Kein Verständnis für die Kritik an Kimmich hat hingegen 2014er-Weltmeister Lukas Podolski. „Jeder kann selber entscheiden, was er macht, und da verstehe ich nicht, warum man den Joshua Kimmich da so als Schwerverbrecher hinstellt. „Es wird dem Joshua auch nicht gerecht, ihn jetzt an den Pranger zu stellen für so was“, sagte der frühere Nationalspieler.

Die neue Bundestagspräsidentin Bärbel Bas erhofft sich von der Impf-Debatte um Joshua Kimmich positive Effekte. Sie sei dem Nationalspieler des FC Bayern München „sogar dankbar, dass er die Debatte über Langzeitfolgen der Impfungen vor dem Winter noch einmal angestoßen hat“, sagte die SPD-Politikerin. An dem Beispiel sollten Politiker und Wissenschaftler stärker Gerüchte von Langzeitschäden aufklären. Sie treffe sich „gerne mit Joshua Kimmich auf einen Kaffee“, sagte Bas.  bok, pk, dpa

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