Die Vorfreude war sogar via Bildschirm zu spüren: Julian Nagelsmann darf sich heute aus der 14-tägigen Corona-Quarantäne verabschieden, die umfunktionierte Teeküche hinter sich lassen und seine Mannschaft endlich wieder von der Coachingzone aus betreuen. „Ich habe vorher nie ein Spiel verpasst und meine Co-Trainer aufgezogen, wenn sie mal krank und nicht dabei waren: Wenn sie keinen Bock haben, sollen sie es sagen. Jetzt habe ich selbst vier Spiele gefehlt und bin gespannt, was für ein Sprüche-Feuerwerk kommt die nächsten Tage“, sagte der gebürtige Landsberger mit breitem Grinsen bei seiner letzten Pressekonferenz aus den eigenen vier Wänden – und versprühte dabei unbändigen Tatendrang.
Baustellen gibt es seit der Corona-bedingten Abwesenheit des 34-Jährigen genug beim FC Bayern. Das blamable Aus im DFB-Pokal in Mönchengladbach (0:5) nagt immer noch an Spielern und Vereinsverantwortlichen. Daran ändert auch der 5:2-Erfolg gegen Union Berlin nichts. Die historische Niederlage gegen die Fohlen wäre vermutlich noch das alles bestimmende Thema, wäre da nicht die anhaltende Impfdebatte um Joshua Kimmich. Mittlerweile hat sich sogar Angela Merkel (CDU), die scheidende Bundeskanzlerin, eingeschaltet – sie hofft auf ein Umdenken des nicht geimpften Nationalspielers. Ein Ende der Diskussion ist noch lange nicht in Sicht. Außer, Kimmich legt seine „persönlichen Bedenken was fehlende Langzeitstudien angeht“ doch noch ab. Damit ist aktuell aber wohl eher nicht zu rechnen.
So lange Kimmich ungeimpft bleibt, wird er weiterhin durch das mediale und gesellschaftliche Stahlbad gehen müssen. Ab sofort kann ihm Julian Nagelsmann jedoch leibhaftig zur Seite stehen. Dass der Fußballlehrer ein absoluter Medienprofi ist, hat er mittlerweile auch in München bewiesen. Vielleicht schafft es der Oberbayer mit seiner klugen und charmanten Art, das Feuer aus der Kimmich-Debatte zu nehmen – und abseits des Platzes wieder für mehr Ruhe beim deutschen Rekordmeister zu sorgen.
sport@ovb.net