„Männer müssen nicht immer stark sein“

von Redaktion

EISHOCKEY Konrad Abeltshauser über mentale Gesundheit und das Leben als Vater

München – Bei Konrad Abeltshauser (29) läuft es. Der Eishockeyspieler des EHC Red Bull München ist zum ersten Mal Vater geworden – und wurde erstmals nach vier Jahren wieder für den Deutschland Cup nominiert. Ein Gespräch über das Windeln-Wechseln, Urlaub im Camper, die Zeit in Quarantäne und mentale Gesundheit.

Herr Abeltshauser, Glückwunsch zum Nachwuchs! Haben Sie sich schon an das Vater sein gewöhnt?

Das Leben ist natürlich auf einen Schlag ein ganz anderes. Ich muss sagen, dass wir jede Sekunde, die wir gemeinsam verbringen können, absolut genießen. Man wird jeden Tag routinierter. Beim Windeln wechseln war ich anfangs noch etwas zu zaghaft, aber auch das funktioniert jetzt schneller (lacht). Von Nacht zu Nacht werden es nun auch immer ein paar Minuten mehr Schlaf.

Sie waren zuletzt in Quarantäne. Wie hart war die Zeit?

Ich gehörte zu den Glücklichen, die keine Symptome hatten. Die ersten Tage war es noch ganz angenehm, da man mal einen Gang zurückschalten konnte. Aber irgendwann fällt dir halt die Decke auf den Kopf. Du sitzt nur noch rum, hoffst, dass die Zeit schneller rumgeht und man wieder raus kann. Noch dazu stand meine Frau ja vor der Geburt. Deshalb haben wir uns in getrennten Räumen aufgehalten und uns nur durch die offene Tür unterhalten. Gemütliche Abende auf der Couch waren da nicht möglich.

Sie haben Ihre Fans bei Instagram vor einiger Zeit gefragt, ob Sie einen Campingwagen restaurieren sollen. Gibt es hier schon Fortschritte?

So langsam gibt es die Deadline vom Vater, bis Weihnachten muss irgendwas passieren. Wir sind aber mit einem gemieteten Camper schon rumgefahren, das hat viel Spaß gemacht. Eigentlich zieht es einen ja immer mehr in den Süden, aber durch die Corona-Situation haben wir richtig schöne Flecken in Deutschland kennengelernt. Meine Frau und ich bevorzugen eh mehr den Abenteuerurlaub als Luxusurlaub in schicken Hotels.

Aktuell sammeln Sie im „Movember“ wieder Spenden (mobro.co/konradabeltshauser?mc=13) und möchten auf Männergesundheit aufmerksam machen. Wie kam es dazu?

Schon während meiner Zeit in Kanada haben sich die Vereine sozial sehr engagiert. Das Erweckungserlebnis war dann, als bei einem meiner besten Freunde Hodenkrebs diagnostiziert wurde. Er war da 20, das hat mir die Augen geöffnet: Oh, es kann ja auch junge Menschen treffen. Das hat mich zu dem Zeitpunkt überrascht. Es war mir klar, dass ich etwas machen möchte. Jeder sollte sich darüber informieren. Wenn solche Krankheiten frühzeitig erkannt werden, wird das Risiko auch immer gesenkt.

Warum haben Sie sich dieses Mal die Männergesundheit ausgesucht?

Die mentale Gesundheit ist ja generell so ein Tabu-Thema, das wir aufbrechen wollen. Wenn der Zwei-Meter-Kerl mit 100 Kilo, der beim Eishockey durch jeden Schmerz spielt, über Gefühle sprechen kann und sich verwundbar zeigt, dann kann das jeder. Auch als Mann muss man nicht immer stark sein, nicht alles in sich hineinfressen. Es ist vollkommen in Ordnung, seine weiche Seite zu zeigen.

Sie spielen nun wieder für Deutschland. Was ist das für ein Gefühl?

Es ist eine Ehre, ich freue mich schon richtig. Das ist der Traum von jedem Kind. Es wird eine wunderschöne Erfahrung. Ich werde die Zeit genießen. Aber auch mit dem EHC haben wir noch viel vor. Wir wollen Deutscher Meister werden. Der Hunger und die Lust nach dem Titel sind riesig. Und auch in der Champions League ist alles möglich. Wir haben wieder eine super Truppe zusammen.

Interview: Nico-Marius Schmitz

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