Die Gebäude-Fassade am Eingang in die Wolfsburger Autostadt ziert ein großes Plakat mit der Aufschrift „Wir heißen unsere Mannschaft herzlich willkommen“. Darauf zu sehen: Serge Gnabry, Jamal Musiala und Karim Adeyemi beim Torjubel. Ausgerechnet drei der vier Nationalspieler, die nach der Corona-Infektion von Niklas Süle (doppelt geimpft) vorzeitig die Heimreise antreten mussten, um sich als Kontaktperson ersten Grades zu Hause in Quarantäne zu begeben. Das Quartett komplettiert Joshua Kimmich, der bekanntlich nicht gegen das Corona-Virus geimpft ist.
Da Kimmich seinen eigenen Impf-Status öffentlich gemacht hat, liegt der Verdacht nahe, dass Gnabry, Musiala und Adeyemi ebenfalls nicht geimpft sind. Oder weshalb dürfen die Münchner Nationalspieler Manuel Neuer, Thomas Müller, Leon Goretzka und Leroy Sané weiterhin in Wolfsburg bleiben, obwohl auch sie im gleichen Flieger wie Süle saßen? Wie auch immer, das aktuelle Corona-Chaos wird die Debatte um ungeimpfte Fußballer weiter befeuern. Es zeigt, dass „Kicker ohne Pieks“ auch ein sportliches Risiko für ihre Vereine und Nationalmannschaften sein können.
Denn Kimmich, Gnabry und Musiala sind sowohl für den FC Bayern als auch den DFB sportlich unverzichtbar. Man stelle sich vor, der Nationalmannschaft stünden noch entscheidende WM-Qualifikationsspiele bevor – oder der deutsche Rekordmeister müsste auf das Trio verzichten, wenn die Champions League im Frühjahr in die heiße Phase ginge. Das wäre ein herber Rückschlag für alle Beteiligten und kostet im schlimmsten Falle Titel und Millionen-Einnahmen. Zumal angesichts der rasant steigenden Zahlen an Corona-Infizierten die Wahrscheinlichkeit größer wird, als Kontaktperson ersten Grades eingestuft zu werden. Der FC Bayern kann es sich sportlich nicht leisten, dass ein Leistungsträger wie Joshua Kimmich künftig regelmäßig in Quarantäne geht.
Daher sollten sich vor allem die Vereine konkrete Maßnahmen überlegen, ihre ungeimpften Spieler davon zu überzeugen, sich das Vakzin verabreichen zu lassen. Das Beispiel von Niklas Süle zeigt zwar auch, dass selbst ein doppelter Impfschutz nicht vollumfänglich vor einer Infektion schützt – hat man als geimpfte Person aber Kontakt mit einer infizierten Person, erspart das den Mitspielern und Vereinsverantwortlichen viel Aufregung.
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