Berlin – Deutschland sollte einen neuen Anlauf wagen und sich nach Meinung von DOSB-Präsidentschaftskandidat Thomas Weikert baldmöglichst wieder um Olympische Spiele bewerben – und zwar auch für 2036. „Ich weiß, dass es Diskussionen darüber gibt, ob man sich für 2036 bewerben soll vor dem Hintergrund von Berlin 1936. Aber ich bin der Meinung: ja!“, sagte der Sportfunktionär der ARD-„Sportschau“ in einem Interview.
„Das Bild der Deutschen muss man gut darstellen und genau daran arbeiten, dass wir uns gut darstellen im Ausland. Also klare Antwort: Paralympische Spiele, Olympische Spiele sollen möglichst bald nach Deutschland kommen“, betonte Weikert. Ob die Spiele dann in Berlin stattfinden sollten, sei „eine andere Frage, es gibt vielleicht auch noch andere Städte. Das ist sicherlich ein Thema, das man dann im Team besprechen muss“, sagte der 59 Jahre alte Rechtsanwalt aus Limburg an der Lahn.
Tischtennis-Weltverbandschef Weikert gilt bei der Wahl des neuen DOSB-Präsidenten am 4. Dezember in Weimar als Favorit. Weitere Kandidaten sind die ehemalige Weltklasse-Fechterin Claudia Bokel und der CSU-Politiker Stephan Mayer. Das Trio wurde von der Findungskommission empfohlen, die vom Deutschen Olympischen Sportbund eingesetzt worden war. Bokel führt derzeit den Deutschen Fechter-Bund und war bereits Mitglied der Athletenkommission des Internationalen Olympischen Komitees. Die 48-Jährige hatte ursprünglich Weikert für das DOSB-Amt vorgeschlagen, kandidiert nun aber auch selbst.
Mayer hat sich indes gegen eine Kandidatur für die Sommerspiele 2036 ausgesprochen. „Grundsätzlich bin ich ein großer Befürworter einer erneuten Olympia-Bewerbung. Aber man muss es sehr klug und vernünftig angehen“, sagte Mayer. „2036 sehe ich aus ganz spezifischen Gründen sehr skeptisch.“
Das geschichtliche Erbe der Nazi-Spiele 1936 in der Hauptstadt stünde einer erfolgreichen Bewerbung laut Mayer jedoch im Weg: „Das hätte auf den ersten Blick Charme. Es reicht jedoch nicht, wenn ein DOSB-Präsidium hinter einer solchen Bewerbung steht, man muss auch die Bevölkerung mitnehmen. Meine Befürchtung ist, dass diejenigen, die einer erneuten Bewerbung Deutschlands generell skeptisch gegenüber stehen, das Jahr 2036 dazu gebrauchen würden, um gegen eine deutsche Bewerbung zu agitieren.“
In diesem Jahr war die Bewerbung der Initiative Rhein Ruhr City für die Sommerspiele 2032 gescheitert, nachdem sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) für Brisbane entschieden hatte. sid/ dpa