München – Der Schuldige war schnell gefunden. „Manchmal muss man die Wahrheit sagen. Auch wenn sie schmerzhaft ist“, begann Andrea Trinchieri die Pressekonferenz: „Und die Wahrheit ist, dass ist mich für diese Niederlage sehr verantwortlich fühle.“
Einige Minuten zuvor mussten sich die Basketballer des FC Bayern mit 80:85 in Chemnitz geschlagen geben. Der Titelverteidiger ist somit bereits im Viertelfinale aus dem Pokal geflogen und verpasst den Einzug in das Top Four. Und was war jetzt mit Trinchieri? Zwei Minuten waren im dritten Viertel gespielt, als die Schiedsrichter einen Wurf von Isiaha Mike zählen ließen – trotz Schrittfehler. Trinchieri machte an der Seitenlinie auf sich aufmerksam und gab Anne Panther auf seine charmante, italienische Weise zu verstehen, sie möge die Entscheidung doch noch einmal überdenken. Panther fand das nicht so lustig und zeigte ein technisches Foul gegen Trinchieri an. Es war bereits das zweite, der 53-Jährige musste folglich den Gang Richtung Kabine antreten.
Besonders in der Bundesliga kommt es schon mal häufiger vor, dass der Italiener verfrüht in den Feierabend geschickt wird. „Ich glaube, dass nicht mal Kofi Annan oder Boutros-Ghali in der Lage wären, mit jemandem zu kooperieren, der nicht mit dir reden möchte“, hatte Trinchieri vor zwei Wochen im Gespräch mit unserer Zeitung über seine Probleme mit den Schiedsrichtern gesagt. Doch in Chemnitz nahm der Trainer die Schuld für den Rauswurf komplett auf sich: „Ich habe mein Team alleingelassen, meine Nerven haben meine Emotionen überkochen lassen.“
Nach dem Gastspiel an der Cote d´Azur trafen die Münchner in Chemnitz nicht nur auf einen motivierten Gegner, sondern auch auf euphorische Fans in der Messe-Arena. Klar, wenn die Bayern kommen, ist es für die meisten Vereine der BBL nun mal das Spiel des Jahres. „Chemnitz hat sich in einen Rausch gespielt“, sagte Andreas Obst, der selbst eine starke Partie zeigte und 18 Punkte (6/8 Dreier) erzielte.
Nach 30 Minuten führten die Gastgeber mit 19 Punkten. Die Bayern kämpften sich trotz müder Beine noch einmal ran, konnten die Pleite gegen rasant aufspielende Chemnitzer aber nicht verhindern. „Die Niederlage tut auf jeden Fall weh“, sagte Obst.
Und Trinchieri gestand sich, neben seinen emotionalen Ausbrüchen, den nächsten Fehler ein: „Und zum Zweiten habe ich mein Team nicht so auf einen großen Kampf vorbereitet.“ Viel Zeit zum Wundenlecken bleibt nicht. In der Nacht auf Montag kam der Bayern-Tross wieder am Audi Dome an. Hier steigt heute das nächste Spiel in der Euroleague. Fenerbahce Istanbul, international mit derselben Bilanz wie das Trinchieri-Team (drei Siege, sechs Niederlagen), wird den Münchnern sicherlich den nächsten großen Kampf abverlangen. N. M. SCHMITZ