Hoeneß bleibt in Plauderlaune

von Redaktion

Bayern-Ehrenpräsident über Handel mit Aktien, zu wenig Mut bei Streich – und den Deisler-Transfer

München – Uli Hoeneß (69) ist weiter gesprächig: Nachdem der Ehrenpräsident des FC Bayern ausführlich im Audio-Format „11 Leben“ über sein Wirken beim deutschen Rekordmeister geplaudert hatte, legt er nun im OMR-Podcast nach. Er verrät dabei sogar, mit welchen Aktien er an der Börse im Laufe der Jahre am meisten Gewinn gemacht hat.

Beim Handel an der Börse ist Hoeneß demnach konservativ: „Ich gehe immer auf eine Aktie und sage: Heute kaufe ich die, nächste Woche kaufe ich die. Ich habe heute in meinem Depot Aktien, die ich schon zehn oder 15 Jahre habe. Es ist kein Geheimnis, dass ich ein Freund der Allianz, Telekom usw. bin. Mit denen ist man ja nicht so schlecht gefahren.“ Interessant: Am meisten Gewinn hat Hoeneß durch die Dividenden-Ausschüttung der Allianz gemacht. Was er nie tat: Aktien von Firmen kaufen, deren Besitzer er kannte, Stichwort: Insider-Wissen. Hoeneß: „Ich hatte nie eine Adidas-Aktie.“ Seine Verurteilung wegen Steuerhinterziehung aus Aktien-Geschäften bezeichnet Hoeneß als „Scharte in meinem Leben“.

Hoeneß berichtete zudem, welche zwei prominenten Fußball-Gesichter er gerne in München gesehen hätte. Dass er vor nicht allzu langer Zeit den Namen von Christian Streich als Bayern-Trainer ins Spiel brachte, ist mittlerweile bekannt. Im OMR-Podcast erklärt er nun, weshalb die Überlegung nach einem Gespräch mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic wieder verworfen wurde: „Am Ende haben wir nicht den Mut gehabt. Ich weiß nicht, ob es gut gegangen wäre. Für uns wäre es ein irres Risiko gewesen. Aber wie der Menschen führt, seine Spieler liebt und auch triezt, das ist schon erstaunlich.“

Streich war nicht der einzige bekannte Name auf Hoeneß’ Personalbogen. Der scheidende DFL-Geschäftsführer Christian Seifert stand ebenfalls auf der Liste. „Ich habe Christian Seifert mal ein Angebot gemacht“, sagt der Bayern-Patron und erinnert sich: „Als Karl Hopfner damals aufhörte bei uns, habe ich mit ihm gesprochen. Den hätte ich sofort genommen. Aber er wollte nicht.“ In Hoeneß’ Augen ist Seifert für jedes Amt im deutschen Sport geeignet, weil er flexibel sei und sich unglaublich in die Materie Fußball eingearbeitet habe, „obwohl er jetzt eigentlich nicht meinem Beuteschema entspricht, weil er kein großer Fußballer war“. Doch Seifert sei eine der Ausnahmen, der die Interessen des Fußballs hervorragend vertrete.

Ein Wunsch-Transfer, den Hoeneß realisierte, war der von Sebastian Deisler. Der Mittelfeldspieler wechselte 2002 von Hertha BSC nach München. Mit Handgeld, Ablöse und Gehalt hatte der Transfer laut Hoeneß ein Volumen von 50 Millionen Euro: „Das war der größte Geldverlust für einen Spieler, den wir je hatten. Aber er konnte ja nichts dafür. Er ist einfach krank gewesen. Das war natürlich ein Drama für uns.“ Deisler litt an Depressionen und beendete im Januar 2007 seine Karriere.

Als Hoeneß von dieser Zeit erzählt, erinnert er sich an ein Trainingslager in Dubai, kurz bevor der Spieler seinen Rücktritt vom Fußball verkündete: „Jeden Abend um zehn oder halb elf hat er angerufen und gesagt: Herr Hoeneß, ich muss mit Ihnen sprechen. Dann bin ich zu ihm aufs Zimmer. Jeden Abend. Weil er nicht mehr konnte.“  bok

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