Ist es das erste bis neunte oder das zehnte Spiel?

von Redaktion

Trotz seines leichten Heim-Aufschwungs muss der FC Augsburg gegen die Bayern mit einer Niederlage rechnen

VON GÜNTER KLEIN

Augsburg – Markus Weinzierl weiß, dass man auch als FC Augsburg den FC Bayern schlagen kann. Ihm ist das in seiner ersten Amtszeit zweimal gelungen, und die Szenen aus den Jahren 2014 und 2015 gehören unauslöschlich in den Augsburger Fußball-Kanon: Sascha Mölders in den Winkel, Raul Bobadilla – und das sogar auswärts – per Hacke ins Tor des Meisters. Weinzierl schätzt die Verhältnisse zwischen den beiden Clubs so ein, wie es viele seiner Kollegen auch tun würden: „Neun von zehn Spielen werden die Bayern gewinnen.“ Man selbst versucht, „mit einem Sahnetag“ das zehnte Spiel zu erwischen. So eben auch wieder der FCA am Freitagabend in Augsburg (20.30 Uhr, DAZN).

Die realistische Erwartung ist freilich, dass der FCA verlieren wird. Dann käme es auf die Art und Weise an. Doch auch da kann Weinzierl ein Beispiel aufführen: „Im Dezember 2012 hatten wir ein Pokalspiel, in dem es sehr eng war. Wir verloren, aber konnten sehr viel Zuversicht mitnehmen.“ In der Bundesliga war Augsburg damals in Abstiegsgefahr, wie jetzt wieder, doch konnte sich halten. Weinzierls Mindestvorstellung für diesen Freitag ist daher: „Wir wollen einen Fight liefern, sodass du auch mit einer Niederlage weiterarbeiten kannst.“

Die Saison 2021/22 hat sich nicht so sorgenfrei entwickelt, wie der FC Augsburg sich das nach der Rückkehr von Markus Weinzierl im Mai erhofft hatte. Der Trainer macht und tut, reagiert auf Fehler, kommuniziert viel aktiver als früher – und stand doch oft in verzweifelter Ratlosigkeit am Spielfeldrand. „Auswärts hapert’s“, räumt er ein, verweist aber auf eine Heimbilanz, die sich langsam bessert: „Sieben Punkte aus den letzten drei Spielen.“ Wobei auf dieser Strecke auch ein Ärgernis lag, das 1:1 gegen Arminia Bielefeld.

Einer, der Probleme klar benennt, ist Torhüter Rafal Gikiewicz. Der 34-Jährige hat schon einige denkwürdige Interviews gegeben, wenn die Aufregung nach Niederlagen noch frisch war. „Wir waren nur eine Vorspeise“, so lautet eines seiner Zitate. „Wenn du acht oder neun Mal in Folge in den ersten 15 Minuten ein Tor bekommst, ist es schwer, das Spiel zu drehen“, sagt er nun. Er muss zugeben, dass er – wie beim 0:1 in Wolfsburg am vergangenen Spieltag – auch nicht immer die beste Figur abgibt. „Ich trainiere noch mehr“, versichert er. Daheim befestigt er am Kühlschrank Zettel mit persönlichen Zielvorgaben und Motivationshilfen, doch hat einfach nicht die Topform des Vorjahres. „Ein Torwart“, fordert er von sich, „muss seiner Mannschaft sieben bis zehn Punkte geben.“ Seiner eigenen Rechnung nach hat er erst zwei Zähler geliefert, die aus den 0:0.Unentschieden in Frankfurt und bei seinem Ex-Club Union Berlin. So findet sich der FCA in seinem elften Bundesliga-Jahr auf dem Relegationsplatz wieder,

„Manuel Neuer spielt auch nicht jede Saison überragend“, wirft Gikiewicz einen Blick nach München – doch das soll es auch gewesen sein in der Befassung mit dem Gegner. Die FCA-Mannschaft, versichert er, würde auch über den Impfstatus von Joshua Kimmich und anderen Bayern-Spielern und die Einschränkungen beim Hotelaufenthalt nicht diskutieren. Der durchgeimpfte FCA glaubt nicht, dass er einen Vorteil daraus ziehen kann, dass die Vorbereitung des weniger immunisierten FC Bayern unruhiger ist. Weinzierl: „Wichtiger ist, dass sie die Spieler ins Stadion bringen – und das werden sie schaffen.“

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