Im Fußball werden solche Leute ja gebraucht. Also Typen, die dort hingehen, wo’s wehtut. In der Impfdebatte allerdings löst man mit allzu forscher Vorgehensweise nur allzu leicht zerknirschte bis hitzige Reaktionen aus. Das dürfte auch Markus Söder, der in der Politik gern den Haudrauf spielt, klar gewesen sein, als er nun erkennen ließ, dass er der Impfpflicht für Fußballprofis zugeneigt ist. Erinnert sei in diesem Zusammenhang nur an die Diskussionen um den Impfzauderer Joshua Kimmich, der an den Pranger geriet, als hätte er im Champions-League-Finale drei Eigentore geschossen. Selten hat es eine so lautstarke Debatte um die Privatangelegenheit eines Sportlers gegeben.
Medienprofi Söder schnitt nun ein Impfthema an, das auch populistische Züge trägt. Schließlich gibt es nicht wenige, die dem Profifußball vorwerfen, er sei während der Pandemie privilegiert behandelt worden. So öffneten sich als erstes die Stadiontore für Besucher, während andere – im Kulturbetrieb zum Beispiel – warten mussten. Und es ist schon auch ein wenig paradox, dass die Fans derzeit auf den Rängen die 2-G-Regel beachten müssen, die Fußballspieler jedoch nicht.
Die große Frage allerdings ist, ob den kickenden Profis tatsächlich mehr abzuverlangen ist als anderen. Mit medizinischem Personal, das ungeimpft eine tödliche Gefahr für Patienten darstellen kann, sind sie ja nicht vergleichbar. Und von Fußballspielern geht sicher auch kein erhöhtes Infektionsrisiko aus. Genausogut könnte man also Impfpflicht für Schauspieler, Schornsteinfeger oder Politiker fordern. Insofern also ist Söders Anregung wenig sachdienlich. Sondern nur medienwirksam.
Allerdings haben Sportstars ja auch eine Vorbildfunktion. Sie sind Idole, deren Handeln und Auftreten gerade auf Kinder und Jugendliche enormen Eindruck macht. Nicht umsonst erleben wir gerade – auch im Sport – Zeiten der großen politischen Gesten, der Kniefälle und Regenbogen-Armbänder. Und was spricht dagegen, dass Fußballprofis in schwierigen Corona-Zeiten ihre Popularität für die Impfkampagne einsetzen?
So gesehen bietet sich dem Fußball sogar die große Chance, sein in vielerlei Hinsicht ramponiertes Image aufzupolieren. Ein kleiner Piks hätte da eine große und wichtige Wirkung. Er muss ja nicht gleich zur gesetzlich verordneten Pflicht werden.
Armin.Gibis@ovb.net