München – Kinder zur Bewegung zu motivieren – das ist schon länger eine Herzenssache für Felix Neureuther. Nun hat der ehemalige Skistar mit dem Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV) und der Bayerischen Sportjugend (BSJ) mit „Beweg Dich schlau!“ ein neues Projekt aufgelegt, das der 37-Jährige im Interview erklärt.
Sie sind der Initiator von „Beweg dich schlau!“, einer Initiative für die Weiterbildung von Trainern und Sportlehrern mit dem Ziel, die Begeisterung für Bewegung neu zu wecken. Warum liegt Ihnen dieses Projekt so sehr am Herzen?
Ich habe das Projekt schon vor vielen Jahren gestartet, inzwischen hat es aber eine derartige Bedeutung bekommen, dass ich meine eigene Stiftung gegründet habe und dadurch noch viel mehr bewegen kann. Mir geht es einfach darum, Kinder und Menschen zum Bewegen zu bringen.
Was versprechen Sie sich von der Zusammenarbeit mit dem BLSV und der BSJ?
Dadurch können wir flächendeckend in Bayern sehr viele Kinder und Jugendliche erreichen. Der BLSV hat ja über seine fast 5000 Übungsleiter einen hervorragenden Zugang zu den Vereinen und Schulen. Dieses Potenzial wollen wir gemeinsam nutzen. Wenn man sieht, wie viele Kinder durch die Pandemie aus Vereinen ausgetreten sind und keinen Sport mehr betreiben, dann ist diese Initiative genau der richtige Zeitpunkt, um dagegen zu steuern und den Kindern wieder Spaß am „Sporteln“ zu vermitteln.
Sehen Sie in der Jugend Talente für den deutschen Wintersport?
Ja, defintiv. Im vergangenen Winter waren alle Sportstätten geschlossen. Selbst Skifahren, und das findet ja bekanntlich im Freien statt, war nicht möglich. Wir müssen jetzt wirklich Gas geben, damit uns die Talente nicht verloren gehen. Ich bin zwar gegen frühen Drill bei Kindern, aber ich glaube, wir brauchen noch mehr Engagement bei den Kindern. Das hat dann nicht nur Effekte für ein gesundes Heranwachsen sondern ebenso für einen möglichen Spitzensport.
Sie haben den Leistungssport angesprochen: Wie sehen Sie die deutschen Chancen im Slalom?
Der Linus (Straßer, Anm. d. Red.) ist gut drauf bei den Männern, bei den Frauen macht die Lena (Dürr, Anm. d. Red.) einen guten Eindruck auf mich. Klar, bei den Frauen sind Shiffrin, Vlohová, Holdener, Liensberger und wie sie alle heißen nur schwer zu schlagen, aber an einem guten Tag kann Lena mit einem Jahrhundertlauf denen durchaus einen Podiumsplatz wegschnappen. Bei den Männern ist alles durchgewürfelt, da kann sowieso bei jedem alles passieren, von daher haben wir Deutschen durchaus Chancen, denn das Können bei den Jungs ist absolut vorhanden.
Letztes Wochenende wurde ein Parallelslalom in Lech/Zürs ausgetragen. In der Vergangenheit haben Sie sich durchaus kritisch zu solchen Veranstaltungen geäußert.
Ich habe mich bestätigt gefühlt.
Haben Sie konkrete Verbesserungsvorschläge?
Meines Erachtens braucht es keine Parallelrennen, die Teil des Skiweltcups sind, sondern Parallelrennen haben dann für mich Sinn, wenn man wirklich dort hingeht, wo die Menschen sind, in die Städte. Dort eine coole Showveranstaltung mit neuen Elementen, und einem hohen Preisgeld, das würde die Stars auch ohne Punkte locken. Der wirkliche Rennsport findet aber auf den schwierigsten und steilsten Hängen statt, in den klassischen Skiorten der Alpen wie Wengen, Kitzbühel oder Garmisch-Partenkirchen. Dort können die Rennfahrer den Sport zeigen, den die Fans so lieben und der den Skirennsport so einzigartig macht. Diese Herausforderungen kann ein Parallelslalom nicht bieten.
Interview: Michael Egenolf