München – Fallon Sherrock schlug die Hände vors Gesicht, schüttelte ungläubig den Kopf, dann packte sie lächelnd ihre Pfeile weg. „Ich weiß nicht, wie ich das mache“, sagte die englische Dartskönigin, nachdem sie beim Grand Slam den nächsten Meilenstein erreicht hatte. Sherrock zog in Wolverhampton als erste Frau im Live-Fernsehen bei einem Event des Weltverbandes PDC ins Viertelfinale ein – und ihr Märchen könnte noch weitergehen
Sherrock war von ihrem nächsten Erfolg auf der großen Dartsbühne schwer bewegt, im Achtelfinalduell mit dem Österreicher Mensur Suljovic hatte sie dagegen zuvor kaum eine Gefühlsregung gezeigt. Eiskalt spielte die 27-Jährige ihre Qualitäten aus und gewann trotz 0:2-Rückstands mit 10:5. Suljovic, vor zwei Jahren bei der WM in der zweiten Runde bereits an der Britin gescheitert, war chancenlos.
In der Dartswelt ist Sherrock – gelernte Friseurin und alleinerziehende Mutter des siebenjährigen autistischen Sohnes Rory – mit ihrem pinken Shirt und den wasserstoffblonden Haaren längst mehr als ein Farbtupfer. Die „Queen of the Palace“, wie sie seit ihren starken WM-Auftritten genannt wird, kann mittlerweile mit den Besten der Besten mithalten. Und das ist ihr fast ein wenig unheimlich. „Ich stehe in einem Major unter den letzten Acht. Wie unglaublich ist das?“, fragte Sherrock. „Ich bin wirklich stolz auf mich. Ich wusste, dass ich es schaffen kann.“ Nun wartet am Samstag (ca. 21.45 Uhr) der frühere Weltmeister Peter Wright aus Schottland, gegen den Sherrock in der Gruppenphase 1:5 verloren hatte. „Ich freue mich wirklich darauf, gegen Peter zu spielen“, sagte sie: „Hoffentlich kann ich die Doppel treffen, die ich letztes Mal gegen ihn verpasst habe, dann wird es ein engeres Spiel.“ Sherrock hatte unter der Woche beim 5:0-„Whitewash“ (einem zu-null-Sieg) gegen Mike de Decker mit einem Schnitt von 101,55 Punkten pro Aufnahme den Frauen-Rekord von Lisa Ashton (100,3) geknackt.
Den Deutschen Gabriel Clemens schlug sie 5:3, dabei checkte Sherrock 170 Punkte und damit das höchste Finish zum Match. Wright erreichte beim 10:9-Sieg im Achtelfinale gegen Titelverteidiger Jose de Sousa (Portugal) nur einen 90er-Durchschnitt. Seine Trefferquote auf die entscheidenden Doppel lag bei 35 Prozent. Sherrock checkte gegen Suljevic 47 Prozent aus – die „Queen of the Palace“ scheint bereit für den nächsten Meilenstein. sid