Rangerobbt an die Bayern

von Redaktion

Dortmund nach Sieg gegen VfB nur noch einen Punkt hinter den Münchnern – doch Kampfansagen gibt es nicht

Dortmund – Hans-Joachim Watzke schlug ungewohnt leise Töne an. Obwohl Borussia Dortmund durch den 2:1-Arbeitssieg gegen den VfB Stuttgart bis auf einen Punkt an den Tabellenführer FC Bayern herangekommen ist, verzichtete der Geschäftsführer auf Provokationen in Richtung der Münchner. „Es ist nicht die Zeit, um große Kampfansagen zu machen“, sagte Watzke auf der Mitgliederversammlung am Sonntag in der Westfalenhalle.

Die Sorgen aufgrund der Corona-Pandemie überwogen beim BVB-Boss. Die glückseligen Fans sangen nach dem späten Siegtreffer von Kapitän Marco Reus (85.) zwar: „Zieht den Bayern die Lederhosen aus!“ Doch wie viele BVB-Anhänger beim Topspiel am 4. Dezember dabei sein dürfen, ist aufgrund der jüngsten Entwicklungen noch fraglich. „Ich bin schon der Meinung, dass wir nicht in Kollektiv-Haftung genommen werden sollten, nur weil in anderen Regionen weniger geimpft wird. Wir haben in Nordrhein-Westfalen unsere Hausaufgaben gut gemacht“, sagte Watzke.

Die Hausaufgaben erfüllte auch die Mannschaft von Trainer Marco Rose. Der siebte Sieg im siebten Heimspiel war zwar wenig glanzvoll, doch damit nutzte der DFB-Pokalsieger immerhin die Steilvorlage, die die Bayern (1:2 in Augsburg) geliefert hatten. „Wir sind oben dran, wir wollen oben bleiben“, sagte Rose nach dem „wichtigen Sieg, der uns eine Menge Vertrauen und Energie geben sollte“.

Watzke litt auf der Tribüne an der Seite des Beraters Matthias Sammer mit, ehe Reus seine Mannschaft nach einem von ihm selbst eingeleiteten Konter erlöste. „Ergebnistechnisch“, betonte Watzke, „sind wir in der Bundesliga voll im Plan.“

Was er verschwieg: Die Leistung lässt zu wünschen übrig. „Wir tun uns schwer, richtig gute Chancen zu kreieren. Wir müssen auch mit dem Personal, das wir haben, zielstrebiger zum Tor kommen und mehr Druck erzeugen“, räumte Julian Brandt ein. Der Nationalspieler betonte aber auch den Stellenwert des mühsamen Erfolgs: „Der Sieg tut der Seele gut.“

Daher konnte auch Donyell Malen beim Gang zu den feiernden Fans lachen. Der 30-Millionen-Neuzugang hatte die Schwarz-Gelben in Abwesenheit des schmerzlich vermissten Torjägers Erling Haaland mit seinem ersten Ligatreffer in Führung gebracht (56.). „Sein Spiel stimmt mich optimistisch“, lobte Rose das Sorgenkind. Der Niederländer habe „viel investiert und sich in Abschluss-Situationen gebracht“. Er habe „nicht auf den Moment gewartet, sondern er hat sich den Moment erarbeitet“. Dennoch musste der BVB um seine weiße Heimweste nach dem Ausgleich durch Roberto Massimo (63.) bangen. „Wir haben nicht groß geglänzt, aber gekämpft“, bilanzierte Abwehrchef Mats Hummels.

Der Sieg gibt auch Rückenwind für das „Gruppen-Endspiel“ in der Champions League am Mittwoch bei Sporting Lissabon. „Wir haben eine große Herausforderung vor uns. Wir sollten gewinnen, und dann ist das Thema durch“, sagte Watzke mit Blick auf den Matchball für das Achtelfinale. Das klang schon etwas forscher.  sid

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