Und wer ist jetzt die Nummer eins? Wie wurde Jonas Hofmann zum Torjäger? Liegt es an Jesse Marsch?

von Redaktion

Hauptstadt

Den Zahlen nach ist die Sache klar. Union Berlin gewann gegen Hertha BSC 2:0 (erstmals erzielte die Mannschaft von der Alten Försterei mehr als ein Tor bei dieser regionalen Begegnung), spielt international und steht auf einem Tabellenplatz, der die Hoffnungen nährt, dies könne auch nächstes Jahr so sein. Die Hertha dagegen: Hängt im hinteren Mittelfeld und hatte am Samstag beim Nachbarn ziemlich wenig zu bestellen. Die Kommentatoren fragen nun: Markierte diese Partie die Wachablösung im Berliner Fußball?

Interessant ist: Beide Seiten sagen Nein. Die eine aus Vorsicht, die andere aus Stolz.

Urs Fischer, der Trainer der Unioner, ignoriert (offiziell) jede Euphorie. Es gehe um den Klassenerhalt, „und dafür reichen 20 Punkte noch nicht“, sagt er. Sätze, wie man sie vom Freiburger Christian Streich aus all den Jahren kennt, in denen sein SC sich für den Europapokal qualifiziert hat. Christian Trimmel, Verteidiger und einer der Torschützen meint, um sich als die Nummer eins in der Hauptstadt fühlen zu können, „brauchen wir noch ein paar Jahre“.

Hertha BSC argumentiert sich zum eigentlichen Boss-Club in Berlin. „Wir sind im Umbruch, es entsteht eine neue Achse“, erklärt Trainer Pal Dardai. Doch die Frage ist allmählich, ob er noch Trainer sein wird, wenn (und falls überhaupt) Hertha die Vision seines Investors Lars Windhorst vom „Big City Club“ erfüllt. Als der Anspruch formuliert wurde, erschien der 1. FC Union im nicht zentral gelegenen Köpenick nicht als Bedrohung.

Mönchengladbach

Nicht in erster Linie die bulligen Stürmer wie Marcus Thuram oder Alassane Plea sorgen dafür, dass sich Borussia Mönchengladbach in der Tabelle allmählich nach oben orientiert, sondern Jonas Hofmann, der Allrounder, der vieles spielen kann (Transfermarkt.de: „Hauptposition: Rechtsaußen. Nebenposition: Zentrales Mittelfeld, Linksaußen) und in der Nationalmannschaft jüngst als rechter Verteidiger entdeckt wurde. Mit seinen beiden Treffern beim 4:0 gegen Greuther Fürth stockte er sein Torkonto auf sechs in dieser Saison auf – persönlicher Rekord.

Trainer Adi Hütter ernannte ihn zum „absoluten Schlüsselspieler“, der ein „tolles Gespür“ habe und mit seinen Läufen hinter die Abwehrkette des Gegners glänze. Der filigran wirkende Hofmann hat sich zudem Wettkampfhärte angewöhnt. Die Fürther polierten ihm in der ersten Halbzeit die Sprunggelenke, dennoch ließ er sich nicht auswechseln: „Wegen zwei kleiner Kratzer gehe ich nicht raus. Wenn man ein Tor gemacht hat, will man drauf bleiben und noch eins machen.“ Das gelang ihm. Ob die Dortmunder sich ärgern, dass sie dem aus der Hoffenheim-Schule stammenden Hofmann (schon zu Hansi Flicks Zeiten kickte er dort in der Jugend) nicht mehr Geduld entgegenbrachten? Nach zwei Jahren in der zweiten Mannschaft verlieh ihn der BVB nach Mainz, im Januar 2016 verkaufte er ihn für acht Millionen an Gladbach. Nun hat der 29-Jährige einen Marktwert von 16 Millionen Euro – und sogar die Bayern wollten ihn schon verpflichten.

RB Leipzig

Leipzig ist saisonübergreifend seit neun Auswärtsspielen sieglos, trudelt seinem schwächsten Bundesligajahr entgegen. Trainer Jesse Marsch scheint ein lieber Mensch zu sein, der auch viel vom Fußball versteht – doch manchmal klingt er zu amerikanisch für dieses Spiel. Seine Ansage lautete: „Hoffenheim hatte mehr Willen als wir, das kann ich nicht akzeptieren, das darf nie wieder passieren.“ 34 Mal pro Saison das Mentalbiest sein – wird ermüdend. Selbst wenn man sich Energy Drinks einflößt. GÜNTER KLEIN

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